AGDF: Kirchentag in Hannover soll zeigen, dass es sinnvolle und gute Alternativen zu Gewalt und Krieg gibt
Kirchentage in Hannover haben für die Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) immer eine besondere Bedeutung gehabt. 1983 stand die Frage nach der Stationierung von atomaren Mittelstreckenwaffen im Mittelpunkt des Kirchentages in Hannover. Die lila Tücher mit der Aufschrift „Die Zeit ist da für ein Nein ohne jedes Ja zu Massenvernichtungswaffen“ prägten die Bilder aus Hannover.
Bereits 1967 hatte in Hannover die Friedensfrage im Mittelpunkt eines Kirchentages gestanden. „Der Frieden ist unter uns“, so lautete damals das Motto des 12. Deutschen Evangelischen Kirchentages. Und dabei wurde leidenschaftlich über das Thema „Friedensdienst mit oder ohne Waffen“ diskutiert. Es war der Startschuss für den Aufbau von festeren Strukturen für einen christlichen Friedensdienst und letztendlich auch die Initialzündung für die Gründung der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden 1968.
„Kirchentage waren immer wieder wichtige Impulsgeber und unverzichtbare Foren für Diskussionen zu friedensethischen Fragen“, unterstreicht Jochen Cornelius-Bundschuh, der Vorsitzende der AGDF. Die Kirchentage hätten mit ihren Zeitansagen regelmäßig auch Debatten in Politik und Gesellschaft angestoßen. „Und ich bin sicher, dass auch der kommende Kirchentag in Hannover angesichts der aktuellen weltpolitischen Situation, aber auch der Diskussionen in der deutschen Politik wieder Impulse geben wird“, ist der frühere badische Landesbischof überzeugt.
Die Diskussion auf dem Kirchentag 1967 über einen Friedensdienst mit oder ohne Waffen sei wieder sehr aktuell geworden, gibt auch Jan Gildemeister, der AGDF-Geschäftsführer, zu bedenken. „In der deutschen Politik wird gerade sehr kontrovers über die Frage nach einer Wehrpflicht beziehungsweise einem allgemeinen Pflichtdienst gestritten. Doch die Friedens- und Freiwilligendienste, die für die Gesellschaft wichtig und für die jungen Menschen ein großer Gewinn sind, werden kaum in den Blick genommen“, kritisierte er.
„Ich finde es erschreckend, wie die öffentliche Diskussion zu Wehrdienst und Pflichtdiensten läuft. Der allgemeine Wissensstand ist gering, auch Beiträge in Medien sind zumeist unterkomplex, viele Fragen werden gar nicht erst aufgeworfen: Wofür brauchen wir die Bundeswehr und welchen Bedarf gibt es entsprechend an Soldatinnen und Soldaten? Welche Prioritäten soll Deutschland in seiner Außen- und Sicherheitspolitik setzen? Welchen Nutzen würde ein verpflichtendes Gesellschaftsjahr bringen und welchen Schaden würde es – auch gesellschaftlich – anrichten? Rechtfertigt dies, dass der Staat so einschneidend in die Gestaltungsfreiheiten junger Menschen eingreift? Und überhaupt: Welche Alternativen gibt es?“, macht der AGDF-Geschäftsführer deutlich. Hier hoffe er, dass auf dem Kirchentag über diese Fragen endlich ausführlich und gerne auch kontrovers diskutiert werde, so Jan Gildemeister.
„Das Vertrauen auf Gottes Friedensbewegung macht uns frei von der Fixierung auf militärische Gewalt. Mutig, stark und beherzt werden wir auf dem Kirchentag zivile Formen der Konfliktbearbeitung ins Gespräch bringen. Sie haben sich in vielen Konflikten schon bewährt, sie stellen eine echte Alternative zu Militarisierung und Aufrüstung dar“, betont auch Jochen Cornelius-Bundschuh.
Beim kommenden Deutschen Evangelischen Kirchentag in Hannover wolle die AGDF daher zu diesen Fragen mit den Besucherinnen und Besuchern ins Gespräch kommen und deutlich machen, dass es gute und sinnvolle Alternativen zu Gewalt und Krieg gibt. „Allen Widrigkeiten, die es derzeit gibt, zum Trotz“, so Jochen Cornelius-Bundschuh. Dazu gehöre das Angebot der AGDF und der Evangelischen Friedensarbeit im Raum der EKD auf dem Markt der Möglichkeiten beim Kirchentag, aber auch die Mitwirkung und die Angebote im Ökumenischen Friedenszentrum am Rande des Kirchentags in Hannover, das auch von AGDF und der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden (EAK) unterstützt werde, so AGDF-Geschäftsführer Jan Gildemeister. „1967 und 1983 waren Friedensthemen ein zentraler Gegenstand der Beratungen auf dem Kirchentag. Ich bin zuversichtlich, dass auch der Kirchentag 2025 in Hannover hier einen Beitrag leisten wird“, ist Jan Gildemeister überzeugt.
Church and Peace verstärkt das Gesprächsforum der Ökumenischen FriedensDekade
Bonn, 10.03.2025 – Die Ökumenische FriedensDekade freut sich über ein weiteres starkes Mitglied: Church and Peace, das europäische Netzwerk der Friedenskirchen, verstärkt ab sofort die Arbeit der FriedensDekade. Mit diesem Beitritt erhält auch das Gesprächsforum eine neue Stimme: Miriam Meyer ist Teil der Gemeinschaft Refo Moabit und Mitglied von Church and Peace. Sie wird sich künftig aktiv in die
inhaltlichen Diskussionen einbringen und die Friedensarbeit mit neuen Impulsen bereichern.
„Wir sind dankbar für die Zusammenarbeit mit Church and Peace und freuen uns besonders über die Mitwirkung von Miriam Meyer. Ihr Engagement für Gewaltfreiheit und Versöhnung ist eine wertvolle Bereicherung für unser Gesprächsforum“, so Jan Gildemeister, Vorstandsmitglied der Ökumenischen FriedensDekade.
Miriam Meyer hebt die Bedeutung der langjährigen Tradition der FriedensDekade hervor: „Seit 45 Jahren setzt die FriedensDekade ein kraftvolles Zeichen für Gewaltfreiheit, Gerechtigkeit und Versöhnung. Ich freue mich darauf, diese wichtige Arbeit mitzugestalten und neue Impulse sowohl aus dem Bereich Community Building als auch aus der Tradition der Friedenskirchen einzubringen.“
Die FriedensDekade 2025 steht unter dem Motto „Komm den Frieden wecken“ und findet wie jedes Jahr in den zehn Tagen vor dem Buß- und Bettag, also vom 9. bis 19. November 2025, statt. In diesem Zeitraum engagieren sich zahlreiche Gemeinden, Gruppen und Organisationen mit Gottesdiensten, Diskussionen und kreativen Aktionen für Frieden und Gerechtigkeit. Durch die Mitwirkung von Church and Peace wird die ökumenische Perspektive auf gewaltfreie Konfliktlösung und Friedensförderung weiter
gestärkt.
Ein erster öffentlicher Austausch zur kommenden FriedensDekade ist bereits für den Evangelischen Kirchentag 2025 in Hannover (30. April – 4. Mai 2025) geplant. Dort wird die FriedensDekade mit einem Stand und verschiedenen Veranstaltungen vertreten sein.
Die persönliche Begrüßung von Miriam Meyer im Gesprächsforum wird zwar noch etwas auf sich warten lassen, doch die Vorfreude auf den Austausch ist groß. Die Ökumenische FriedensDekade heißt Church and Peace und Miriam Meyer herzlich willkommen!
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Gemeinsame Pressemitteilung von Bundesarbeitsgemeinschaft Demokratieentwicklung und AGDF
Demokratie lebt von Debatten, Verantwortung und Vertrauen
Offener Brief von 200 Organisation und Einzelpersonen an die Unionsfraktion erinnert an Zivilgesellschaft als wesentlichen Bestandteil von Demokratie
In einem Offenen Brief an die Unionsfraktion weisen mehr als 200 unterzeichnende Organisationen und Einzelpersonen die mit der parlamentarischen Anfrage der Unionsfraktion zur „politischen Neutralität staatlich geförderter Organisationen“ erhobenen Vorwürfe zurück und mahnen: „Kritik und Debatte zu politischen Plänen gehören zur Demokratie dazu, sie machen sie stabil und lebendig“. Eine kritische und engagierte Bürgerschaft sei „dabei kein Störfaktor, sondern stärkt unser Land und ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Demokratie.“
Die unterzeichnenden Organisationen und Einzelpersonen wünschen sich Unterstützung statt Misstrauen: Sie arbeiten – bundesweit und vor Ort – in Wohlfahrtsverbänden, Wissenschaft und im Kulturbereich, engagieren sich ehrenamtlich in parteiübergreifenden Bündnissen, Initiativen wie den „Omas gegen Rechts“ oder hauptamtlich in kirchlichen Institutionen, leiten Mahn- und Gedenkstätten, vertreten als Dachverbände mehrere Dutzend Frauenorganisationen oder die Rechte von behinderten Menschen, helfen als Fachorganisationen, als Beratungsstellen oder in der Jugendhilfe. Alle eint die Erfahrung, dass bürgerschaftliches, zivilgesellschaftliches Engagement seit Jahren angegriffen und diskreditiert wird.
„Der Wahlkampf ist vorbei, die Gesellschaft ist unter Druck und viele Engagierte erleben Anfeindungen von Rechtsaußen. Wir wollen wieder ins Gespräch kommen und gemeinsam mit der Union darüber diskutieren, was unsere Gesellschaft zusammenhält: konstruktive Debatte, Grundrechte und Solidarität,“ heißt es in dem Offenen Brief.
Die Unterzeichnenden teilen die Sorge und Irritationen mit vielen gesellschaftlichen Akteuren, die in den letzten Tagen eigene Stellungnahmen herausgegeben haben, beispielsweise:
· Tafel Deutschland: „Unverständnis über CDU/CSU-Anfragen im Bundestag“
· Bundesausschuss politische Bildung (bap) und Deutscher Vereinigung für politische Bildung (DVPB): „Demokratie braucht Demokratie-Stärker*innen – Anfrage verunsichert Träger der politischen Bildung“
· Deutscher Gewerkschaftsbund: „Keine Einschüchterung der Zivilgesellschaft durch politische Manöver!“
· Bundesverband Deutscher Stiftungen: „Stellungnahme zur Kleinen Anfrage der CDU/CSU-Bundestagsfraktion ‚Politische Neutralität staatlich geförderter Organisationen‘“
· Maecenata Stiftung, Robert Bosch Stiftung, Rudolf Augstein Stiftung und Schöpflin Stiftung: „Offener Brief zur Kleinen Anfrage ‚Politische Neutralität staatlich geförderter Organisationen‘“
· Europäische Bewegung Deutschland: „Stellungnahme der EBD-Präsidentin zur Kleinen Anfrage ‚Politische Neutralität staatlich geförderter Organisationen‘“
· Deutscher Journalisten Verband (DJV): „551 Messerstiche ins Herz der Demokratie“
Im Wortlaut: Offener_Brief_Neutralitaet.pdf
Im Wortlaut: PMAGDF_Offener_Brief_Unionsfraktion.pdf