AGDF: Statt Pflichtdienst die Freiwilligendienste stärker unterstützen und fördern

Pressemitteilung der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden vom 21.6.2022

Die Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) hat sich gegen die Einführung eines Pflichtdienstes für junge Menschen ausgesprochen und stattdessen eine stärkere staatliche Unterstützung der Freiwilligendienste gefordert. „Wer freiwillig einen Dienst leistet, macht dies engagiert und motiviert. Sie sind daher sinnvoller als ein Pflichtdienst“, so Jan Gildemeister, der Geschäftsführer der AGDF. Kürzlich hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Einführung eines Pflichtdienstes ins Gespräch gebracht.

Freiwilligendienste erfreuten sich einer großen Beliebtheit – ob das Freiwillige Soziale oder Ökologische Jahr, der nach der Aussetzung der Wehrpflicht neu geschaffene Bundesfreiwilligendienst oder ein Freiwilliges Internationales Jahr, betont der AGDF-Geschäftsführer. Dies gelte es zu fördern und zu unterstützen, ist Jan Gildemeister überzeugt.

Freiwilligendienste würden keine Arbeitsplätze ersetzen, die pädagogische Begleitung mache die Dienste zudem zu einer Lern- und Bildungszeit, erläutert der AGDF-Geschäftsführer. „Und im Vergleich zum bürokratischen Pflichtdienst wird durch Freiwilligendienste primär die Zivilgesellschaft gestärkt“, fügt Jan Gildemeister hinzu. Auch ökonomisch mache ein Pflichtdienst seiner Ansicht nach keinen Sinn: Er wäre sehr teuer und würde den Mangel an jungen Menschen in der Wirtschaft verschärfen. Stattdessen solle generell ehrenamtliches Engagement attraktiver gemacht werden, so der AGDF-Geschäftsführer.

Die Diskussion über Chancen und Grenzen einer allgemeinen Dienstpflicht sei nicht neu, betont Jan Gildemeister. Bereits 2004 habe sich eine vom Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland eingesetzte Kommission nach gründlicher Erörterung ausdrücklich für den Ausbau der Freiwilligendienste und gegen die Einführung einer allgemeinen Dienstpflicht ausgesprochen. Diese Empfehlung gelte auch heute, betont der AGDF-Geschäftsführer.

Die AGDF bedauere daher, dass die EKD-Ratsvorsitzende vor kurzem in einem Interview die Einführung einem sozialen Pflichtdienst für junge Leute, wie ihn der Bundespräsident vorgeschlagen hat, befürwortete. „Ich würde mich freuen, die EKD würde sich gegenüber dem Staat für eine Stärkung der Freiwilligendienste einsetzen, so wie die EKD bereits 2006 in ihrer Handreichung ,Freiheit und Dienst´ zur Frage einer allgemeinen Dienstpflicht und zur Stärkung von Freiwilligendiensten gefordert hatte“, meint AGDF-Geschäftsführer Jan Gildemeister.

Dieter Junker

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  AGDF: Milliarden für Verteidigung sind „inhaltlich und demokratisch höchst fragwürdig“ 

Die Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) hat das geplante Sondervermögen von 100 Milliarden Euro, das im Grundgesetz verankert werden soll, wie auch die dauerhafte Erhöhung der Verteidigungsausgaben auf zwei Prozent des deutschen Bruttosozialproduktes anzuheben, als „inhaltlich und demokratisch höchst fragwürdig“ bezeichnet. Eigentlich sollte der Deutsche Bundestag in dieser Woche über das 100-Milliarden-Programm entscheiden, doch aufgrund von Differenzen zwischen Union und Ampel-Koalition wurde eine Abstimmung im Parlament verschoben.

„Vor größeren Ausgaben sollte zunächst geprüft werden, was für welchen Zweck benötigt wird“, betont Jan Gildemeister, der Geschäftsführer der AGDF. Doch die Bundesregierung mache es hier genau umgekehrt. „So hat die Koalition in ihrer Vereinbarung eine Debatte über eine neue deutsche Sicherheitsstrategie angekündigt, doch die steht noch am Anfang. Zudem zeichnet sich ab, dass sie auf die Außenpolitik beschränkt und kein Vorhaben der gesamten Bundesregierung wird“, kritisiert Gildemeister.

Dabei sei es unklar, ob die Zivilgesellschaft und der Deutsche Bundestag in Gänze breit einbezogen werde. „Angesichts des gescheiterten Engagements des Westens in Afghanistan und den vielen Fragen, die das Engagement der Bundeswehr beispielsweise in Mali aufwirft, gibt es hier aber einen dringenden Bedarf für einen breit angelegten Diskurs“, macht der AGDF-Geschäftsführer deutlich. Dabei müsse es um die Frage gehen, welchen Beitrag Deutschland für mehr Frieden in der Welt leisten kann und wolle. Und welche zivilen und militärischen Mittel es dafür bedürfe, so Jan Gildemeister.

Stattdessen beschränke sich die öffentliche Diskussion auf die Bundeswehr und neue Rüstungsvorhaben, bedauert der AGDF-Geschäftsführer, der die dabei verwendeten Argumentationen als unlauter bezeichnet. „Für eine bessere Ausrüstung der Soldatinnen und Soldaten, für einsatzfähige Waffensysteme oder ausreichende Munition bedarf es die vielen Milliarden nicht, da reicht vermutlich eine Reform des Beschaffungswesens“, kritisiert Jan Gildemeister. Stattdessen würden die Milliarden in „teilweise hochproblematische neue Rüstungsvorhaben“ wie bewaffnungsfähige Drohnen oder das größte europäische Rüstungsprojekt „Future Combat Air System“ (FCAS) gesteckt. „Und nicht nur das: Die deutsche Teilhabe an Atomwaffen wird ohne Diskussion fortgeschrieben, deren Modernisierung durch die Anschaffung von teuren F18-Kampfflugzeugen unterstützt. Wie an den Börsen zu sehen ist, gibt es schon einen Profiteur, nämlich die Rüstungsindustrie“, mahnt der AGDF-Geschäftsführer.

Nach Überzeugung der AGDF würden für eine militärische Abschreckung deutlich geringere Verteidigungsausgaben reichen. „Russland hat kein NATO-Land angegriffen und es ist unwahrscheinlich, dass es dies angesichts seiner massiven militärischen Unterlegenheit waren wird“, glaubt Jan Gildemeister und verweist auf Angaben des schwedischen Forschungsinstituts SIPRI, wonach im vergangenen Jahr die Militärausgaben der europäischen NATO-Mitglieder doppelt so hoch, die Ausgaben der USA sogar fast zehn Mal so hoch wie die von Russland waren. „Dies spiegelt sich in der technologischen Überlegenheit der NATO wider“, so der AGDF-Geschäftsführer.

Und die AGDF hat einen weiteren Kritikpunkt: „Auf der Strecke bei dieser Diskussion bleibt die viel wichtigere Frage, was Deutschland zur Bekämpfung der Ursachen für Unfrieden und zur Förderung nachhaltiger Friedensprozesse und konstruktiver Konfliktbearbeitung tun sollte. Denn hier kann militärische Gewalt bekanntlich keinen Beitrag leisten“, mahnt Jan Gildemeister. Und dies würde für ihn bedeuten: „Es wäre dringend notwendig, dass hier Prioritäten gesetzt werden hin zu mehr sozialer Gerechtigkeit, zu weniger Zerstörung der Natur, zu Klimaneutralität, zu Diplomatie, zur Stärkung internationaler Institutionen und dem Ausbau des Zivilen Friedensdienstes. Doch stattdessen wird derzeit nur weitgehend unkritisch über militärische Investitionen gesprochen“, so der AGDF-Geschäftsführer.

 

 

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AGDF:  Globale Folgen des Ukraine-Kriegs erfordern einen baldigen Waffenstillstand

Vieles deutet darauf hin, dass der Krieg in der Ukraine noch viele Monate dauern wird. Angesichts der sich abzeichnenden katastrophalen Folgen nicht nur für die Ukrainerinnen und Ukrainer, sondern auch für die Länder des globalen Südens hält es die Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) für wichtig, dass möglichst bald ein Waffenstillstand geschlossen wird mit einem für alle akzeptablen Weg hin zu einem dauerhaften Frieden. „Der Krieg in der Ukraine und die Sanktionen als Folge der völkerrechtswidrigen militärischen Intervention Russlands wirken sich angesichts der globalen wirtschaftlichen und politischen Zusammenhänge auch weltweit aus“, so Jan Gildemeister, der AGDF-Geschäftsführer.

„Der Krieg führt dazu, dass Weizen und andere Agrarprodukte nicht mehr aus der Ukraine als einem der führenden Exporteure von Getreide exportiert werden können. Darüber hinaus haben die Sanktionen gegen Russland weltweit steigende Preise für Erdöl und Erdgas zur Folge“, erläutert Gildemeister. Hinzu kämen negative Auswirkungen für die natürliche Umwelt. „Denn Krieg bedeutet immer eine immense Umweltzerstörung, die besonders eindrücklich an Angriffen auf Öldepots ersichtlich wurden. Auch die Besetzung von Atomkraftwerken stellt eine große Gefahr für die Umwelt dar“, betont der AGDF-Geschäftsführer.

Aktuell würde Gas vermehrt durch Fracking gewonnen, was einen besonders großen Eingriff in die Natur bedeute. Auch seien die Transportwege nun weiter und dies würde zu einem erhöhten Kohlendioxidausstoß führen, meint Gildemeister mit Blick auf die Folgen der Sanktionen gegen Russland. „Es wird insbesondere aufgrund steigender Preise von einem Rückgang des weltweiten Wirtschaftswachstums ausgegangen, vor allem im globalen Süden, aber auch in der EU“, mahnt der AGDF-Geschäftsführer. Hingegen würden die US-Wirtschaft und hier insbesondere die Rüstungsindustrie vom Krieg profitieren. Und in Deutschland könnten die sozialen Folgen über staatliche Hilfen, auch mit Inkaufnahme neuer Schulden aufgefangen werden.

„Dagegen gehen die Vereinten Nationen davon aus, dass sehr viele Menschen im globalen Süden aufgrund der Folgen von Krieg und Sanktionen weiter verarmen oder sogar verhungern werden“, kritisiert Gildemeister. „Diese Folgen sind aufgrund der globalen Ungerechtigkeit verheerend. Der Reichtum des globalen Nordens basiert letztlich auf Strukturen der Ausbeutung des globalen Südens. Auch die Konsequenzen unseres hohen Kohlendioxid-Verbrauchs, der zu einem nicht geringen Teil auf Krieg und das Militär zurückzuführen ist, spürt vor allem der globale Süden“, mahnt der AGDF-Geschäftsführer und befürchtet, dass die laufende Aufrüstung in vielen Staaten diese Entwicklung weiter verschärfen werde.

Für die AGDF verdeutlicht dies nun auch die bedenkliche Rolle, die die Interessenlagen von Wirtschaft und Rüstung spielen würden. „Dies zeigte sich, als Deutschland die Pipeline Nord Stream 2 mit vorantrieb, ebenso wie die Genehmigung eines Auftrags an den Rüstungskonzern Rheinmetall, in Russland ein Gefechtsübungszentrum für 100 Milliarden Euro zu errichten“, so Gildemeister.

Auch hätten umstrittene Militärinterventionen des Westens, wie 2003 beim zweiten Irakkrieg oder beim Einsatz der NATO im ehemaligen Rest-Jugoslawien, in der Welt nicht zu mehr Vertrauen in die westliche Politik geführt. „Beide Kriege waren völkerrechtswidrig und nicht durch ein UN-Mandat gedeckt“, so der AGDF-Geschäftsführer.

Dies sei sicher auch ein Grund dafür, warum Staaten trotz der dortigen Menschenrechtsverletzungen die Zusammenarbeit mit China oder Russland suchen würden, obwohl diese auch Abhängigkeiten zur Folge habe, glaubt die AGDF. „Insofern ist es nicht verwunderlich, dass mehrere Staaten den Angriffskrieg Russlands, obwohl völkerrechtswidrig und durch nichts zu begründen, nicht verurteilt und auch viele sich nicht den Sanktionen angeschlossen haben“, betont Jan Gildemeister. Dazu komme, dass Krisenherde, in die Russland auch involviert sei, wie Syrien, Libyen, Jemen, Georgien oder Republik Moldau, unruhiger geworden seien. „Das Regime in Moskau ist weiterhin in der Lage, in erheblichem Maße weltweit für Unruhe zu sorgen“, so der AGDF-Geschäftsführer. Auch darum sei es wichtig, dass es bald in der Ukraine zu einem Waffenstillstand komme, fügt er hinzu.

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Pressemitteilung der AGDF zur Diskussion um die Wiedereinführung der Wehrpflicht

Die Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) hält eine Wiederbelebung der Wehrpflicht in Deutschland nicht für sinnvoll. Der Friedensverband reagiert damit auf aktuelle Umfragen, in denen sich eine Mehrheit der Befragten aufgrund des Krieges in der Ukraine für eine Wehrpflicht ausgesprochen haben. „Genauso wie bei dem Ruf nach weiteren Milliarden für die Bundeswehr fehlt es hier auch an einer sachlichen Debatte, ob ein solcher Schritt überhaupt vernünftig ist“, betont Jan Gildemeister, der Geschäftsführer der AGDF.

Denn nach Ansicht des Friedensverbandes spricht vieles gegen die Wiedereinführung der Wehrpflicht, die 2011 ausgesetzt wurde. „Die Bundeswehr benötigt, um ihren Auftrag zu erfüllen, nicht viele Soldatinnen und Soldaten, sondern sie braucht besonders qualifizierte Menschen“, macht Jan Gildemeister klar und verweist darauf, dass die Bundeswehr aktuell bis 2025 nach eigenen Angaben 20.000 neue Rekrutinnen und Rekruten für qualifizierte Aufgaben suche, die durch gezielte Werbemaßnahmen gewonnen werden sollen. „Für die große Zahl von Wehrpflichtigen würden der Bundeswehr aber schlicht und einfach schon die Kapazitäten fehlen, um sie alle unterzubringen oder auszubilden“, erläutert der AGDF-Geschäftsführer.

Seiner Auffassung nach hätte die Wehrpflicht schon zuletzt nur noch funktioniert, weil sehr viele junge Menschen den Kriegsdienst verweigert und einen Zivil- oder Ersatzdienst angetreten hätten oder aber gleich ausgemustert worden seien. „Dazu kommt, dass mittlerweile auch die Zivildienstleistenden in den Einrichtungen nicht mehr vermisst werden, da in den Einsatzstellen gerade im sozialen Bereich heute viele Freiwillige arbeiten, die deutlich motivierter sind als es damals viele Zivildienstleistende waren“, betont der AGDF-Geschäftsführer. Dazu komme, dass der Freiwilligendienst generell eine völlig andere Qualität habe als der Zivildienst. Gildemeister: „Er ist als Lernort mit umfassender pädagogischer Begleitung konzipiert, entsprechend werden auch die Einsatzplätze ausgesucht. Zudem wurden in vielen Einrichtungen nach Ende des Zivildienstes mehr qualifizierte Fachkräfte eingestellt.“

Negative Folgen bei einer Wiederbelebung des Wehrdienstes sieht die AGDF aber auch für die Wirtschaft. „Angesichts des Mangels an Arbeitskräften wäre es fatal, wenn junge Menschen ihre Ausbildung oder ihr Studium etliche Monate später antreten würden und letztlich so dem Arbeitsmarkt letztlich entzogen würden“, warnt Jan Gildemeister. Dazu kämen bei einer Wiederbelebung einer allgemeinen Wehrpflicht und der damit verbundenen Reaktivierung des Zivildienstes auch eine immense Bürokratie mit hohen staatlichen Kosten für die Erfassung, Musterung, die Gesundheitsuntersuchungen und vieles mehr, betont die AGDF.

Nach Ansicht des Friedensverbandes führe die Wehrpflicht zu einer Einschränkung individueller Freiheitsrechte, für die es sehr gewichtiger Gründe bedürfe. „Aber die sehe ich hier nicht“, unterstreicht Jan Gildemeister. Zudem stelle sich die Frage, warum nur Männer einer Wehrpflicht unterliegen sollten und nicht alle jungen Menschen, und warum gerade junge Menschen diese Last tragen sollten und nicht die gesamte Gesellschaft, gibt der AGDF-Geschäftsführer zu bedenken.

Für ihn kann es daher nur eine Konsequenz geben: „Genau 65 Jahre, nachdem am 1. April 1957 die ersten 10.000 Wehrdienstleistenden eingezogen wurden, ist es sinnvoll und an der Zeit, die Wehrpflicht endgültig zu begraben“, so Jan Gildemeister. Und er betont nachdrücklich: „Es ist genauso dringlich, dass trotz der schrecklichen Bilder des unsäglichen Krieges in der Ukraine nicht Emotionen, sondern rationale Argumente die politischen Diskussionen zur Außen- und Sicherheitspolitik bestimmen. Und dazu gehört auch die Debatte um eine Wehrpflicht.“

 

 

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