Gemeinsame Pressemitteilung von Bundesarbeitsgemeinschaft Demokratieentwicklung und AGDF

Demokratie lebt von Debatten, Verantwortung und Vertrauen

Offener Brief von 200 Organisation und Einzelpersonen an die Unionsfraktion erinnert an Zivilgesellschaft als wesentlichen Bestandteil von Demokratie

In einem Offenen Brief an die Unionsfraktion weisen mehr als 200 unterzeichnende Organisationen und Einzelpersonen die mit der parlamentarischen Anfrage der Unionsfraktion zur „politischen Neutralität staatlich geförderter Organisationen“ erhobenen Vorwürfe zurück und mahnen: „Kritik und Debatte zu politischen Plänen gehören zur Demokratie dazu, sie machen sie stabil und lebendig“. Eine kritische und engagierte Bürgerschaft sei „dabei kein Störfaktor, sondern stärkt unser Land und ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Demokratie.“

Die unterzeichnenden Organisationen und Einzelpersonen wünschen sich Unterstützung statt Misstrauen: Sie arbeiten – bundesweit und vor Ort – in Wohlfahrtsverbänden, Wissenschaft und im Kulturbereich, engagieren sich ehrenamtlich in parteiübergreifenden Bündnissen, Initiativen wie den „Omas gegen Rechts“ oder hauptamtlich in kirchlichen Institutionen, leiten Mahn- und Gedenkstätten, vertreten als Dachverbände mehrere Dutzend Frauenorganisationen oder die Rechte von behinderten Menschen, helfen als Fachorganisationen, als Beratungsstellen oder in der Jugendhilfe. Alle eint die Erfahrung, dass bürgerschaftliches, zivilgesellschaftliches Engagement seit Jahren angegriffen und diskreditiert wird.

„Der Wahlkampf ist vorbei, die Gesellschaft ist unter Druck und viele Engagierte erleben Anfeindungen von Rechtsaußen. Wir wollen wieder ins Gespräch kommen und gemeinsam mit der Union darüber diskutieren, was unsere Gesellschaft zusammenhält: konstruktive Debatte, Grundrechte und Solidarität,“ heißt es in dem Offenen Brief.
Die Unterzeichnenden teilen die Sorge und Irritationen mit vielen gesellschaftlichen Akteuren, die in den letzten Tagen eigene Stellungnahmen herausgegeben haben, beispielsweise:

·      Tafel Deutschland: „Unverständnis über CDU/CSU-Anfragen im Bundestag“
·      Bundesausschuss politische Bildung (bap) und Deutscher Vereinigung für politische Bildung (DVPB): „Demokratie braucht Demokratie-Stärker*innen – Anfrage verunsichert Träger der politischen Bildung“
·      Deutscher Gewerkschaftsbund: „Keine Einschüchterung der Zivilgesellschaft durch politische Manöver!“
·      Bundesverband Deutscher Stiftungen: „Stellungnahme zur Kleinen Anfrage der CDU/CSU-Bundestagsfraktion ‚Politische Neutralität staatlich geförderter Organisationen‘“
·      Maecenata Stiftung, Robert Bosch Stiftung, Rudolf Augstein Stiftung und Schöpflin Stiftung: „Offener Brief zur Kleinen Anfrage ‚Politische Neutralität staatlich geförderter Organisationen‘“
·      Europäische Bewegung Deutschland: „Stellungnahme der EBD-Präsidentin zur Kleinen Anfrage ‚Politische Neutralität staatlich geförderter Organisationen‘“ 
·      Deutscher Journalisten Verband (DJV): „551 Messerstiche ins Herz der Demokratie“

Im Wortlaut:

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Friedenskanzler*in gesucht!

Organisationen vermissen in allen Wahlprogrammen Ideen für aktive Friedensgestaltung

Dieses Stellenangebot lässt aufhorchen: Sechs Tage vor Bundestagswahl wird ein*e Friedenskanzler*in gesucht. Hinter der Anzeige stehen Organisationen, die selbst in der Friedensarbeit aktiv sind.
„Vor der Bundestagswahl wird so heftig um Fragen von Krieg und Frieden gerungen wie lange nicht. Doch die Debatten im Wahlkampf drehen sich fast ausschließlich um Waffenlieferungen. Wir vermissen bei allen Parteien ambitionierte politische Konzepte und konkrete Pläne für eine aktive Friedenspolitik.“ erklärt Ginger Schmitz, Initiatorin der Aktion und Geschäftsführerin der Plattform Zivile Konfliktbearbeitung.
Hunderte Organisationen und tausende Menschen in Deutschland sind in der aktiven Friedensarbeit im Inland und weltweit tätig. In Form einer Stellenanzeige für eine*n Friedenskanzler*in haben sie Ihre Erwartungen an die nächste Bundesregierung formuliert. 
Von der*m gesuchten Friedenskanzler*in fordern die Organisationen in einer fiktiven Stellenanzeige, den Frieden im eigenen Land zu erhalten, demokratische Kultur zu schützen sowie Hass, Hetze, Diskriminierung und Ausgrenzung aktiv entgegenzutreten. Zudem müsse die*er Friedenskanzler*in den Dialog mit den Bürger*innen über den friedenspolitischen Kurs der Bundesregierung suchen.
Weiter heißt es: "Konflikte gehören in Zeiten des Wandels dazu. Sie sorgen dafür, dass wir ihnen gemeinsam konstruktiv und gewaltfrei begegnen können". In einer Zeit, in der die internationale Ordnung unter Druck steht, müsse die*er Friedenskanzler*in dafür sorgen, internationale Institutionen zu stärken und unmissverständlich für Menschenrechte und das Völkerrecht einstehen. Nur so könne Deutschland international Vertrauen und Partner*innen zurückgewinnen. Weltweite Friedensarbeit müsse gestärkt und Unterstützung für lokale Friedensinitiativen ausgebaut werden.
In internationalen Konflikten solle die*er Friedenskanzler*in zudem mehr Friedensfachkräfte und Vermittler*innen einsetzen, Friedensaktivist*innen und Menschenrechtsverteidiger*innen schützen sowie vergangenes Unrecht aufarbeiten und Versöhnung suchen. Zu den Qualifikationen der gesuchten Person gehört außerdem der Wille zur Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit Deutschlands und die glaubhafte Übernahme von Verantwortung für die Verbrechen des Nationalsozialismus. Aufgabe der Friedenskanzlerin sei es, ein internationales Bündnis für Frieden und Entwicklung aufzubauen. Hierfür müssten die notwendigen Mittel für starke Vereinte Nationen und die Gestaltung einer friedlicheren, nachhaltigen und gerechten Welt bereitgestellt werden, zum Beispiel über globale Abrüstungsinitiativen.

 

 

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„Unermüdlich im Einsatz für Frieden und Gewaltfreiheit“

AGDF gratuliert ihrem früheren Vorsitzenden Horst Scheffler zu seinem 80. Geburtstag

Die Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) hat ihren langjährigen Vorsitzenden Horst Scheffler für seinen unermüdlichen Einsatz für Frieden, Gewaltfreiheit und Abrüstung gewürdigt. Der Theologe, der heute in der Nähe von Mainz lebt, feiert am 31. Januar seinen 80. Geburtstag.

„Horst Scheffler hat über Jahre hinweg die christliche Friedensarbeit entscheidend mitgeprägt und sich dabei mit großem Engagement für die Friedens- und Freiwilligendienste sowie für die Zivile Konfliktbearbeitung eingesetzt, gegenüber Staat und Gesellschaft wie auch in der Kirche“, so der AGDF-Vorsitzende Dr. Jochen Cornelius-Bundschuh. Die AGDF habe ihm daher viel zu verdanken, betont der frühere badische Landesbischof.

„Für ihn stand die friedensstiftende Kraft des Evangeliums und die Achtung der Menschenwürde und der Menschenrechte im Mittelpunkt seiner Arbeit. Das war seine Richtschnur“, sagt auch Jan Gildemeister, der AGDF-Geschäftsführer. Und er fügt hinzu: „Für Horst Scheffler bedeutete das, der Gewalt abzusagen und den Frieden zu wagen.“

Horst Scheffler war von 2007 bis 2017 Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden. Davor war er als Militärpfarrer tätig, zuletzt als Militärdekan und Leitender Wissenschaftlicher Direktor am Militärgeschichtlichen. Forschungsamt in Potsdam. Für die AGDF war Scheffler zudem in der „Aktion Aufschrei – Stoppt den Waffenhandel!“ sowie in der Gemeinsamen Konferenz Kirche und Entwicklung (GKKE) tätig.

In seine Zeit als AGDF-Vorsitzender fiel die Umstrukturierung der Evangelischen Friedensarbeit im Raum der EKD mit der Bildung der Konferenz für Friedensarbeit, der gemeinsamen Geschäftsstelle von AGDF und der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden (EAK) in Bonn sowie der Berufung eines EKD-Friedensbeauftragten durch den Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

„Horst Scheffler war hier Motor einer Umstrukturierung, die sich bis heute bewährt hat“, so Jochen Cornelius-Bundschuh. Er habe durch seine Arbeit und seinen Einsatz entscheidend mit dazu beigetragen, dass die Evangelische Friedensarbeit immer wieder auch Beachtung in den friedensethischen und -politischen Debatten in Kirche und Gesellschaft gefunden habe.

„Seine friedensethischen Beiträge fanden Beachtung, sie wurden und sie werden geschätzt“, unterstreicht Jochen Cornelius-Bundschuh. Auch nach seiner Tätigkeit bei der AGDF verfolge Horst Scheffler auch weiterhin aufmerksam das politische und kirchliche Geschehen und melde sich weiterhin zu Wort, fügt er hinzu. „Die AGDF gratuliert ihrem früheren Vorsitzenden ganz herzlich zum 80. Geburtstag und wünscht ihm alles Gute, Gesundheit und Gottes Segen“, so der AGD-Vorsitzende.

 

 

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Bundestagswahl 2025: Diakonische Verbände rufen zur Stärkung der Demokratie auf

Berlin, 06.02.2025 - Unter dem Motto „Für alle. Mit Herz und Verstand.“ rufen die christlichen Kirchen zur Bundestagswahl 2025 dazu auf, die Demokratie aktiv zu stärken. Im Zentrum dieser Botschaft stehen die Grundwerte Menschenwürde, Nächstenliebe und gesellschaftlicher Zusammenhalt. Auch zwölf bundesweit tätige diakonische Verbände schließen sich diesem Appell an und betonen gemeinsam: „Als diakonische Verbände erheben wir unsere Stimme für die Grundwerte unserer Demokratie und erinnern an die gemeinsame Verantwortung für ein solidarisches Miteinander.“

Eine lebendige und wehrhafte Demokratie beruht darauf, die Bedürfnisse aller Menschen anzuerkennen und zu wahren. Doch extremistische Strömungen und populistische Parolen gefährden den gesellschaftlichen Zusammenhalt und untergraben ein friedliches Zusammenleben, das auf Würde, Respekt und Mitmenschlichkeit basiert. Politische Entscheidungen, die Spaltung und Ausgrenzung fördern, schaden der gesamten Gesellschaft. Der christliche Glaube fordert uns auf, solchen Entwicklungen entschlossen entgegenzutreten.

In den Mitgliedseinrichtungen der diakonischen Verbände setzen sich tagtäglich Menschen mit und ohne Migrationshintergrund mit großem Engagement und Herzblut für gelebte Nächstenliebe ein. Ihre Arbeit ist geprägt von Solidarität, Respekt und Mitmenschlichkeit. Sie leisten einen unverzichtbaren Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt und zeigen tagtäglich, dass Vielfalt eine Bereicherung ist. Die diakonischen Verbände sehen es als ihre zentrale Aufgabe, dieses christliche Menschenbild zu bewahren und mit Nachdruck zu betonen: Alle Menschen – in ihrer gesamten Vielfalt – stehen im Mittelpunkt unserer Gesellschaft.

Initiatoren des Aufrufs:
•     Der Evangelische Bundesfachverband für Teilhabe (BeB)
•     Der Deutsche Evangelische Verband für Altenarbeit und Pflege e.V. (DEVAP)
•     Der Verband diakonischer Dienstgeber in Deutschland (VdDD)

Unterzeichnende diakonische Verbände:
•     Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF)
•     Bundesarbeitsgemeinschaft Evangelische Jugendsozialarbeit e.V. (BAG EJSA)
•     Bundesvereinigung Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder e.V. (BETA)
•     Christliches Jugenddorfwerk Deutschlands gemeinnütziger e. V. (CJD)

 

 

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EAK und AGDF unterstreichen den Vorrang eines zivilen freiwilligen Friedensdienstes

Gemeinsames Positionspapier zu Dienstpflicht und Freiwilligkeit, zu Wehrpflicht, Kriegsdienstverweigerung und freiwilligem Friedensdienst

Angesichts der Diskussionen um eine allgemeine Dienstpflicht sowie die Wiederaktivierung der Einberufung in Friedenszeiten oder Neugestaltung der Wehrpflicht haben die Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) und die Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden (EAK) in einem gemeinsamen Papier den Vorrang einer zivilen Konfliktbearbeitung und eines zivilen freiwilligen Friedensdienstes unterstrichen.

Ein freiwilliger Friedensdienst ist nach Ansicht der beiden Friedensverbände ein deutlicheres Zeugnis von der Ausrichtung der Friedensbewegung Gottes, er nehme die Grundprinzipien der Demokratie deutlicher auf, er übernehme klarer Verantwortung dafür, Gewalt zu minimieren und Freiheit und Gerechtigkeit zu fördern, heißt es in dem Papier, das von den beiden Vorständen bei einer gemeinsamen Klausur in Hannover verabschiedet wurde.

Die AGDF und die EAK halten vor einer Entscheidung über eine Dienstpflicht, die von Unionspolitikern, aber auch dem Bundespräsidenten befürwortet wird, eine breite gesellschaftliche Debatte über deren Vor- und Nachteile für erforderlich. Dabei sollten nach Auffassung der beiden Friedensverbände Zivilgesellschaft und auch Kirche diese Debatte anregen und begleiten.

AGDF und EAK bekräftigen die EKD-Position von 2006 gegen einen sozialen Pflichtdienst und für die Stärkung der Freiwilligendienste. Diese würden jungen Menschen einen konkreten individuellen Nutzen im Blick auf berufliche Orientierung sowie einen Gewinn an Erfahrung und Kompetenz bringen, Freiwilligkeit sei zudem in einer demokratischen Rechtsordnung ein zentrales Kriterium. Auch sei es wichtig, eine „Kultur der Freiwilligkeit“ zu fördern, mit einem Recht auf einen Freiwilligendienst über alle Generationen hinweg.

Eng verbunden mit dieser Frage ist für die beiden Friedensverbände auch die Frage nach einer Wehrpflicht, wobei ihrer Ansicht nach derzeit nicht abzusehen sei, ob die Einberufung für Männer in Friedenszeiten wieder eingeführt wird oder eine neue Form eines Basiswehrdienstes oder eine allgemeine Dienstpflicht beschlossen wird. Unabhängig davon ist es für AGDF und EAK unbedingt erforderlich, dass die Verweigerung des Kriegsdienstes, so wie sie als Grundrecht im Grundgesetz verankert ist, sichergestellt sei.

Beide Friedensverbände vermuten, dass die Zahl derjenigen jungen Menschen, die sich mit der Gewissensfrage auseinandersetzen, ob sie den Dienst an der Waffe als Soldatin oder Soldat vor ihrem eigenen Gewissen verantworten können, allein schon durch die Diskussion der verschiedenen Dienst- und Pflichtmodelle in Wahlkampf und Koalitionsverhandlungen exponentiell steigen wird und damit auch die Zahl derjenigen, die in dieser Frage Beratung suchen. „Die Frage nach der ethischen Verantwortbarkeit von Kriegsdienst begleitet die Kirche seit ihrer Frühzeit. Ihre Aufgabe ist heute jungen Menschen in ihrer Gewissensbildung zur Seite zu stehen und so die Basis für profunde Entscheidungen einzelner zu stärken. Dazu sind die erforderlichen finanziellen, personellen und fachlichen Ressourcen zur Verfügung zu stellen, um Beratung im schulischen und außerschulischen Bereich anbieten zu können, Informationen und Materialien zu erstellen und Multiplikator*innen zu schulen. Die Kirche sollte Räume bieten, in denen junge Leute miteinander über ihre Entscheidung sprechen und streiten können“, heißt es in dem Papier. Da bereits jetzt der Bedarf an Beratung kontinuierlich steige, müssten nach Ansicht von AGDF und EAK die Kirchen hier schnell handeln.

Beide Friedensverbände verweisen darauf, dass laut Grundgesetz Kriegsdienstverweigerer einen Ersatzdienst leisten müssten. Während das Grundgesetz dies lediglich als einen Ersatz für den Dienst in der Bundeswehr bezeichne, hätte der Bund der evangelischen Kirchen in der DDR die Kriegsdienstverweigerung als das „deutlichere Zeugnis“ für den Frieden verstanden, erinnern AGDF und EAK in ihrem Papier. Die in der EKD-Friedensdenkschrift von 2007 vertretene vorrangige Option für zivile Konfliktbearbeitung werde nach Ansicht beider Friedensverbände durch einen freiwilligen Friedensdienst auf das individuelle Handeln übertragen.

 

 

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Frieden lernen
und erleben

 

 Der Friedensort
Antikriegshaus Sievershausen 
ist ein anerkannter Friedensort
der 
Evangelisch-lutherischen
Landeskirche Hannovers