Afrikanische Bischöfe zu Besuch
Landeskirche diskutiert über Demokratie in Antikriegshaus
Von Michael Schütz im Anzeiger Lehrte/Sehnde vom 26.09.2023
Sievershausen. Wenn man gerade im polnischen Krakau zu tun hat, ist ein Abstecher nach Sievershausen nicht unbedingt naheliegend. Und doch sind zwei hohe Geistliche von Krakau in den Lehrter Ortsteil gekommen, um sich mit dem dortigen Antikriegshaus und dem Nagelkreuzzentrum zwei sogenannte Friedensorte der Landeskirche Hannover anzuschauen.
Die afrikanischen Bischöfe Joseph Paul Bvumbe und Theodor Gottfried Jäckel hatten an der Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes in Polen teilgenommen – und die Landeskirche hatte alle Teilnehmenden eingeladen, sich im Anschluss die acht Friedensorte zwischen Nordsee und Weserbergland anzuschauen. Bvumbwe ist das Oberhaupt der lutherischen Kirche in Malawi, und Jäckel ist Bischof in Südafrika – was die Entfernung von Krakau nach Sievershausen relativierte.
In einem Gespräch mit Vertretern des Antikriegshauses und der Superintendentin des Kirchenkreises Burgdorf, Sabine Preuschoff, loteten die Gäste Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Friedensarbeit zwischen Europa und Afrika aus.
Einig waren sich alle Beteiligten, dass das gegenseitige Zuhören und das gemeinsame Gespräch wichtige Elemente seien, um Frieden in einer Gesellschaft zu sichern. Die Kirche spiele dabei eine wichtige Rolle, befand Preuschoff. „Sie kann eine Perspektive bieten, wie man mit Konflikten umgeht.“ Bischof Bvumbwe zog hier eine Parallele. In Malawi genieße die Kirche ein großes Vertrauen in der Bevölkerung, sagte er. „Wenn die Geistlichen auf die Kanzel steigen, hoffen die Gläubigen darauf, dass sie Wege für die Zukunft aufgezeigt bekommen.“
Bvumbwe betonte allerdings, dass die Armut in seinem Land ein großes Problem sei. Mit einer Demokratie nach westlichem Vorbild sei die Lage dort nicht vergleichbar. Er nannte ein Beispiel: „Mit dem Geld, dass der Staat für Wahlen ausgeben muss, könnte man fünf Jahre Regierungsarbeit bestreiten.“ Um Wahlen zu finanzieren, hole man sich das Geld aus dem Ausland, etwa aus China, das dann sehr viel Einfluss gewönne. Bvumbwe plädierte für eine Demokratie, bei der man – nach afrikanischen Traditionen – miteinander rede und so Lösungen finde.
Sein südafrikanischer Kollege lobte die konstruktive Friedensarbeit, die er in Sievershausen gesehen habe. „Wir dürfen nicht nur auf Situationen reagieren“, meinte Jäckel. „Es ist wichtig, proaktiv miteinander im Gespräch zu bleiben.“
Quellenangabe: Lehrte/Sehnde vom 26.09.2023, Seite 1