Im März 2011 explodierten die Atommeiler in Fukushima, im Juni 2011 wurde der zweite Atomausstieg in Deutschland im Parlament mit breiter Mehrheit beschlossen. Gleichzeitg wurden mehrere Gesetze zur Energiewende auf den Weg gebracht, die helfen sollen, den Ausbau der erneuerbaren Energien im nächsten Jahrzehnt voranzutreiben. Acht Atomkraftwerke wurden stillgelegt, die restlichen sollen bis 2022 folgen. Inzwischen sind über drei Jahre vergangen und die Energiewende ist immer noch ein Streitpunkt, bei dem vor allem mit der Sorge der Bevölkerung gespielt wird, ob Energie bezahlbar bleibt. Eon als eines der vier großen Energieunternehmen steckt in den roten Zahlen und will das Unternehmen aufteilen, geplante Stromtrassen wie Südlink lassen an vielen Orten Bürgerinitiativen entstehen, der zunehmende Einsatz von Kohle in der Energieproduktion sorgt für steigenden CO2-Ausstoß in Deutschland, die Erneuerbaren Energien sind gedeckelt worden. Auf der anderen Seite gilt Deutschland im Ausland oft noch als Musterland der Energiewende, gibt es die Hoffnung, wenn diese in Deutschland gelingt, dass sie als Erfolgsmodell weltweit angesehen und kopiert wird. Und über allem stehen die Mahnungen der Klimaforscher, dass schnell gehandelt werden muss, um die Klimaerwärmung auf ein erträgliches Maß zu begrenzen.

Zeit also, um sich dieses komplexen Themas wieder einmal anzunehmen und einen Fachmann über den Stand der Dinge referieren zu lassen. Wir haben Dr. Michael Kopatz vom Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt, Energie dafür gewonnen, seit 1997 wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abteilung Klimapolitik des Wuppertal Instituts und jetziger Projektleiter der Forschungsgruppe "Energie-, Verkehrs- und Klimapolitik". Von ihm wollen wir erfahren, wie weit die Energiewende gediehen ist, mit welchen Widerständen sie zu tun hat und welche vordringlichen Aufgaben auf Politik und Gesellschaft warten. Es sollen aber auch globale Fragen der nachhaltigen Energieversorgung zur Sprache kommen, denn Deutschland ist keine Insel der Energiewende, sondern trägt nur einen kleinen Teil zur Klimaerwärmung bei, deren Auswirkungen die gesamte Erde betreffen werden.

Die diesjährige Schreibwerkstatt der Ökumenischen FriedensDekade hat vom 6.-8. Februar im Antikriegshaus Sievershausen/Lehrte stattgefunden. Ein Dutzend Autorinnen und Autoren verfassten dort unter dem Motto der FriedensDekade 2015 „Grenzerfahrung“ Friedensgebete. Diese werden im Zeitraum der FriedensDekade vom 8.-18. November 2015 in Kirchengemeinden und Gruppen gebetet. Der Mitarbeiter des Antikriegshauses Otto Dempwolff erläuterte die Arbeit der Einrichtung. Besonders wies er auf die wertvollen Begegnungen und Informationsabende mit Verfolgten z.B aus Tschetschenien hin, die in der Hansestadt Hamburg vorübergehend aufgenommen wurden.

Die Schreibwerkstatt wurde unterstützt von den evangelischen Landeskirchen Hannover, Hessen-Nassau, Rheinland und Nordkirche sowie vom Bistum Hildesheim. Informationen zur FriedensDekade finden Sie unter www.friedensdekade.de.

Veranstaltung im Antikriegshaus am Sonntag, 25. Januar 2015, 16:30 h

Den Shoa-Gedenktag 27. Januar, den Jahrestag der Befreiung von Auschwitz durch die Rote Armee, nimmt das Antikriegshaus in diesem Jahr zum Anlass, an einen Deserteur zu erinnern, der sich nach kurzer anfänglicher Begeisterung für die "Neue Zeit" dem nationalsozialistischen Unrechtssystem widersetzte und trotz großer Gefahren das 'tausendjährige Reich' überlebte.

„Aus anderem Holz geschnitzt“, so nannte Peter Schilling seine von ihm selbst verfasste Autobiographie. Diesen Satz könnte man auch als das Leitmotiv für sein gesamtes Leben verstehen. Aufgewachsen in einem Pfarrhaushalt in der Mark Brandenburg hat er sich zunächst freiwillig zur Deutschen Wehrmacht gemeldet, um an den „Großen Zeiten“ teilzuhaben. Später wuchs dann allerdings in ihm der Entschluss, aufgrund verschiedenster Erlebnisse und Erfahrungen, die ihm verdeutlichten, dass  die Deutsche Wehrmacht an bis dahin unvorstellbaren Verbrechen gegen die Menschlichkeit beteiligt war, diesem Unrechtssystem nicht länger Folge zu leisten. Peter Schilling hat sich dann zunächst auf abenteuerliche Weise in die Schweiz absetzen können, allerdings hat er dort den Umstand, mehr oder weniger zum Nichtstun „verdammt“ zu sein, nicht lange ausgehalten. Er hat sich anschließend nach Frankreich abgesetzt und dort dem Widerstand angeschlossen. Verhaftung, Überstellung in das Wehrmachtsgefängnis nach Torgau an der Elbe, Todesurteil und erneute Flucht vervollständigen das Bild von Peter Schilling bis zum Kriegsende.

Nach 1945 hat Peter Schilling in verschiedenen Berufen, so als Journalist oder als Pädagoge gearbeitet. Seit Ende der 80er Jahren hat Peter Schilling dann immer wieder in Bildungsstätten, Geschichtswerkstätten Schulen und Hochschulen über seine Erfahrungen berichtet, wobei es ihm stets wichtig war, einen Bogen zu aktuellen Fragen herzustellen, so auch in Bezug auf die Bedeutung von Desertion und Kriegsdienstverweigerung heute. Peter Schilling starb am 20.01.2009 im Alter von 85 Jahren in seiner Wahlheimat Almere/NL.

Vorgestellt wird Peter Schilling durch Alfred Weese, der z. Zt. als Dozent an der VHS Emden arbeitet, in  Lehrte jedoch kein Unbekannter ist, er hat vor ein paar Jahren zusammen mit Schülern des Schulzentrums Süd die Geschichte von Zwangsarbeitern in Lehrte aufgearbeitet.

(Berndt Waltje) Am 27. Januar jährte sich die Befreiung der Konzentrationslager Auschwitz durch die sowjetische Armee zum 70. Mal. Von den mehr als 5,6 Mio Opfern des Holocaust wurden etwa 1,1 Mio Menschen, darunter eine Mio Juden, hier ermordet. Dadurch wurde Auschwitz zum Symbol der Shoa und der 27. Januar zum internationalen Gedenktag der  Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus. Das Antikriegshaus nimmt diesen Tag jedes Jahr zum Anlass, eine Veranstaltung zu den Themen Shoa, Erinnerungsarbeit oder Antisemitismus durchzuführen.

Dieses Jahr war Alfred Weese zu Gast, Dozent an der VHS Emden, der in Lehrte mit Schülern des Schulzentrums Süd die Geschichte von Zwangsarbeitern in Lehrte aufgearbeitet hat. Er stellte sehr anschaulich in Wort, Ton und Bild die Biographie von Peter Schilling vor, einem Wehrmachts-Deserteur aus der Mark Brandenburg. Geboren 1923, wuchs Schilling in einer Pfarrersfamilie auf und lebte eine recht normale Jugend. Aufmüpfig war er allerdings schon früh. Wie viele Jugendliche jener Zeit ließ er sich vom Krieg faszinieren und meldete sich trotz anfänglicher Gegenwehr der Eltern freiwillig zur Wehrmacht. Doch schon nach einem Jahr, in dem er in verschiedenen Einsätzen ethnische Säuberungen, Hungertote und Misshandlungen von Juden erlebte, reifte in einem Lazarett in ihm der Entschluss zu desertieren. Von Berlin fuhr er mit einem Fronturlauber-Zug nach Mühlhausen und konnte sich mit viel Glück und einer Portion Frechheit in die Schweiz absetzen, wo er als Deutscher interniert, aber gut behandelt wurde. Jung und abenteuerlustig, wie er war, wartete er aber nicht das Ende des Krieges ab, sondern ging mit einem Freund nach Frankreich, wo sie sich dem Widerstand anschließen wollten. Doch wurden sie schon vorher verraten, verhaftet und an die Gestapo ausgeliefert. In Deutschland gab es zu der Zeit schon ein Todesurteil gegen ihn wegen Desertion, das allerdings durch das Wirken eines Anwalts in 3 Jahre Haft umgewandelt wurde. 1944 floh er erneut, diesmal in Richtung Tschechoslowakei, wo er – untergetaucht – das Kriegsende erlebte.

Peter Schilling wurde nach dem Krieg Journalist und Pädagoge und hat bis zu seinem Tod im Alter von 85 Jahres in Bildungsstätten von seinen Erfahrungen berichtet. Dabei hat ihn Alfred Weese kennen- und schätzen gelernt. Er sei ein sehr positiv gestimmter Mensch gewesen, dessen Wahlspruch war: „passt auf und seid wachsam“.

Alfred Weese und auch Gisela Fähndrich vom Antikriegshaus wiesen darauf hin, dass Deserteure – auch jene, die sich einem verbrecherischen Regime entzogen - bis in die heutige Zeit von vielen Menschen als Verräter angesehen werden. Erst 2002 unter der rot-grünen Regierung hat der Bundestag die Urteile der NS-Militärgerichte gegen Deserteure der Wehrmacht pauschal aufgehoben. Insgesamt sind etwas 350.000 bis 400.000 Soldaten der Wehrmacht desertiert, das macht bei rund 18 Mio Soldaten eine Desertionsquote von rund 2%. Rund 23.000 haben die Desertion mit  ihrem Leben bezahlt.

Gisela Fähndrich, Präsidentin des Antikriegshauses zog anschließend eine Verbindungslinie zur derzeitigen Ausstellung „Die Apokalypse unserer Zeit“ des belgischen Grafikers Frans Masereel, dessen düstere Zeichnungen seine Eindrücke vom Überfall der Wehrmacht auf seine Nachbarn Frankreich, Belgien und Niederland wiedergeben.

Von Katja Eggers Lehrte. Mit ihrem Projekt „N.E.I.N – Nazis Existieren Immer Noch“ haben Zehntklässler des Lehrter Gymnasiums zwar keinen Preis beim Wettbewerb der Bundeszentrale für politische Bildung gewonnen, das Ergebnis ist aber dennoch aller Ehren wert. Denn die Schüler haben zum Thema Rechtsextremismus im Sommer nicht nur selber einen Film gedreht und eine Ausstellung organisiert, sondern auch Armbändchen mit dem Schriftzug ihres Projektes zum Verkauf erstellt. Der Erlös von 138 Euro geht nun an das Antikriegshaus Sievershausen und soll dort Jugendgruppenprojekten zugutekommen. Die Stadtwerke Lehrte haben zu der Summe noch 500 Euro dazugegeben. „Wir fanden das Projekt sehr gut und wichtig“, sagte Björn Rust von den Stadtwerken. Mit dem Projekt haben die Schüler des Gymnasiums ein klares Statement gegen Rechtsextremismus gesetzt und ihre Mitschüler motiviert, demokratische Haltung zu zeigen, etwa wenn ein ausländischer Freund angepöbelt wird oder rechtsradikale Texte auf der Straße verteilt werden. „Das Projekt verdient große Anerkennung“, sagte Bernd Woltje vom Antikriegshaus. Fachlehrer André Bien vom Gymnasium lobte seine Schüler zudem für ihr Engagement. „Das Projekt wurde nicht etwa im Unterricht umgesetzt, sondern in der Freizeit der Jugendlichen“, betonte er.

 

Frieden lernen
und erleben

 

 Der Friedensort
Antikriegshaus Sievershausen 
ist ein anerkannter Friedensort
der 
Evangelisch-lutherischen
Landeskirche Hannovers