Zur Eröffnung der Ausstellung „5x Hamburg und zurück“ über die Arbeit der Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte war mit Asif Mohuiddin aus Bangladesch, einer der aktuellen Gäste der Stiftung, im Antikriegshaus zu Gast und berichtete von seinem lebensgefährlichen Einsatz für Religionsfreiheit. Im Wortsinne bedeutet 'Religionsfreiheit' für Mohuiddin auch das Recht, keiner Religion anzugehören, im säkular verfassten Staat eigentlich eine Selbstverständlichkeit. In Bangladesch, wo der politische Einfluss islamistischer Organisationen weitaus größer ist, als es deren Mitgliederzahl vermuten lässt, ist es eine lebensgefährliche Aktivität, sich per Blog oder mit anderweitig für derlei Rechte einzusetzen. Denn mehr als die Bedrohung durch eine hohe Haftstrafe war es ein um Haaresbreite überlebter Überfall durch religiöse Fanatiker Anfang des vergangenen Jahres, der ein vorübergehendes Verlassen des Landes ratsam erscheinen ließ. Dank der Unterstützung durch amnesty international und der Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte lebt Asif Mohuiddin nun für ein Jahr in Hamburg.
Ein wesentliches Anliegen ist Mohuiddin die Entwicklung des Bildungswesens in Bangladesch, das seiner Meinung nach unter der Dominanz der Koranschulen leidet. Ein weiterer Bildungshorizont und bessere Erziehung sei maßgeblich für den Grad der gesellschaftlichen Anerkennung allgemeiner Menschenrechte, sagte Asif Mohuiddin.
Natürlich konnte in der Aussprache das Thema Kleidungsproduktion, mit dem Bangladesch hierzulande in erster Linie in Verbindung steht, nicht außen vor bleiben. Asif Mohuiddin sprach sich eindeutig gegen einen Boykott der Textilerzeugnisse aus, da ein Wegfall dieses Wirtschaftsbereiches das Land in den Abgrund stürzen würde. Außerdem sind unzählige Frauen und deren Familien von diesem Einkommen, sei es auch gering und ungerecht, abhängig. Gleichwohl sprachen sich Mohuiddin und der als Übersetzer fungierende amnesty-Experte Bernhard Hertlein (rechts) dafür aus, sich beim Kauf von Kleidung aus Bangladesch nach den Bedingungen zu erkundigen, unter denen diese produziert wurden.


Ausstellungseröffnung mit Asif Mohuiddin aus Bangladesch am 25. Mai um 17.00 Uhr

Mit dem Menschenrechtsaktivisten Asif Mohiuddin aus Bangladesch kommt ein weiteres Mal ein aktueller Gast der Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte nach Sievershausen und wird über seine Arbeit berichten. Er setzt sich nicht nur für die Rechte von Frauen und Minderheiten im Land ein, sondern auch für das individuelle Recht, keiner Religion angehören zu müssen – in Bangladesch ein Vergehen, das mit mindestens sieben Jahren Haft geahndet wird. Im vergangenen Jahr erlitt Asif Mohiuddin bei einem politisch motivierten Mordanschlag lebensbedrohliche Verletzungen, von denen er sich bis heute noch nicht erholt hat. Ungeachtet seiner Verletzungen wurde Mohiuddin wegen „anti-religiöser Kommentare” in Untersuchungshaft genommen. Zuvor waren bereits drei seiner Mitstreiter wegen angeblicher Verletzung religiöser Gefühle verhaftet worden. Seinem Antrag auf Entlassung auf Kaution wurde schließlich stattgegegeben. Aus Furcht vor neuen Attentaten bewegte er sich fortan nur noch selten in der Öffentlichkeit. Auf Grund der weiterhin bestehenden akuten Gefährdung hat die Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte den Dreißigjährigen für ein Jahr nach Hamburg eingeladen.

Mit dem Vortrag wird auch eine Ausstellung über die Arbeit der Stiftung eröffnet, die bis zum Sommer im Antikriegshaus zu sehen sein wird. Unter dem Titel „5x Hamburg und zurück“ wird auch der weitere Werdegang der Stiftungsgäste, von denen mehrere mit Vorträgen über ihre politische Arbeit Sievershausen besucht haben, nach dem Aufenthalt in Hamburg beschrieben. So ist beispielsweise die in der Ausstellung vertretene Tunesierin Sihem Bensedrine nach dem erfolgreichen Umbruch in ihrem Land zu einer gefragten Politikberaterin geworden.

 

Die Veranstaltung findet statt in Zusammenarbeit mit der Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte und wird unterstützt von amnesty international

Eine Stellungnahme aus dem Antikriegshaus

In einem Jahr, in dem sich das Geschichtsgedenken aufgrund zahlreicher Jahrestage verdichtet, drängen sich aktuelle Ereignisse und Verläufe um so schmerzlicher in unser Blickfeld. Die Konflikte in und um die Ukraine machen deutlich, dass auch 25 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer die Geschichte eben doch nicht zu Ende ist, wie es Francis Fukuyama damals sehr kühn behauptete. Andererseits wiederholt sich Geschichte auch nicht, sie weist immer neue, spezifische Bestandteile und Konstellationen auf.

Und die Geschichte bleibt offen – im Guten wie im Schlechten. Damit bleibt sie aber auch gestalt- und beeinflussbar. Wir tragen für die heutigen Verläufe ebenso Verantwortung wie dies die Akteure vor dem I. und II. Weltkrieg taten. Wenn dies der Hintergrund für die Forderung des Bundespräsidenten Gauck gewesen sein sollte, 'mehr Verantwortung zu übernehmen', spricht nichts dagegen. Entscheidend ist aber, wie man dieser Verantwortung konkret gerecht zu werden versucht. In Zeiten, in denen die Möglichkeit des Krieges an die Ränder Europas zurückgekehrt ist, Nationalismen und Abgrenzungsideologien stärker werden und weltweit die Konfliktherde zunehmen, gehört es zu einer verantwortlichen Politik, konkrete Voraussetzungen für zivile, gewaltfreie Konfliktbearbeitungen zu schaffen und zu nutzen. Noch ist die zivile Konfliktbearbeitung ein zartes Pflänzchen, das ein politisch bisher vernachlässigtes Nischendasein führt. Es eignet sich nicht für Symbolpolitik in Krisenzeiten. Aber es entfaltet eine wirksame Kraft, wenn wir in die Aufzucht investieren.

Deshalb schreiben wir als Dokumentationsstätte zu Kriegsgeschehen und über Friedensarbeit auch die diesjährige Sievershäuser Ermutigung für Projekte und Initiativen der zivilen Konfliktbearbeitung aus.

 

Freitag, 25. April 2014, 19.00 Uhr

Eröffnung der Fotoausstellung durch die Fotografen Stefan Große und Hans-Jürgen Woldt über die KZ-Gedenkstätte Bergen Belsen. Die beeindruckende Gedenkstätte auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers liegt mitten in der Lüneburger Heide umgeben vom riesigen NATO-Schießplatz Bergen-Hohne. Die Melancholie der Heidelandschaft überträgt sich auf den Betrachter.

Im völligen Gegensatz zu der Stille des Ortes steht der Manöverlärm von nebenan. Das Rattern von Maschinengewehrsalven, das Donnern der Abschüsse von Panzerkanonen und das Grollen der Einschläge der Granaten mischt sich mit dem Lärm der Kettenfahrzeuge und mit den Befehlsfetzen, die der Wind herüber trägt. Die beiden Brandenburger Fotografen Stefan Große und Hans-Jürgen Woldt haben sich mit Hilfe Ihrer Bildsprache mit der KZ Gedenkstätte Bergen-Belsen emotional, sowohl inhaltlich als auch landschaftlich, auseinandergesetzt.

Die Ausstellung ist dienstags und freitags von 10 bis 17 Uhr, samstags von 15 bis 17 Uhr geöffnet. Abweichende Besuchszeiten können telefonisch unter 05175-5738 vereinbart werden.

Am Sonntag, 27. April ab 10.30 Uhr wird in diesem Jahr in der Gedenkstätte der Befreiung des Lagers durch die britische Armee (15.4.1945) gedacht

Verantwortung übernehmen - Die zivile  Konfliktbearbeitung stärken!

Seit 1988 schreibt die Dokumentationsstätte zu Kriegsgeschehen und über Friedensarbeit im zweijährigen Rhythmus den mit 5.000 € dotierten Friedenspreis Sievershäuser Ermutigung aus. In diesem Jahr wendet sich der Aufruf zur Bewerbung an Menschen und Projekte in der zivilen gewaltfreien Konfliktbearbeitung.

Ungeachtet aller Versuche, die zivile Konfliktbearbeitung als die nachhaltigere Methode zur Konfliktlösung gegenüber der militärischen Variante zu etablieren, findet die Möglichkeit gewaltfreier Auseinandersetzung im Bewusstsein der Öffentlichkeit kaum statt. Militärische Strategien nehmen nahezu den gesamten Diskussionsraum ein, ungeachtet fehlender Nachhaltigkeit und immenser Kosten. Die politische wie finanzielle Unterstützung ziviler Lösungsansätze tendiert im Gegensatz dazu - pointiert ausgedrückt - gegen Null.

Hier gegenzusteuern sehen wir als dringend geboten an. Darum wollen wir den Blick wieder stärker auf die Menschen und Organisationen zu lenken, die international im Feld der zivilen Konfliktbearbeitung tätig sind.

Wir suchen Projekte,

- die sich erfolgreich mit gewaltfreien Methoden in der Bearbeitung von Konflikten engagieren,

- deren beispielhaftes Gelingen und die Anerkennung dessen eine Ermutigung für den gesamten Bereich der zivilen Konfliktprävention- und -bearbeitung sein kann und

- die damit auch die politische Debatte um eine eindeutige Präferenz für zivile Konfliktlösungen wieder stärker in den Mittelpunkt stellen.

Vorschläge, Empfehlungen und Bewerbungen können in schriftlicher Form oder per E-Mail bis zum 1. Juni 2014 an die Dokumentationsstätte zu Kriegsgeschehen und über Friedensarbeit Sievershausen gerichtet werden. Diese sind formlos einzureichen, nähere Angaben zum Verein, Projekt oder zur Person sind aber hilfreich und willkommen.

 

Frieden lernen
und erleben

 

 Der Friedensort
Antikriegshaus Sievershausen 
ist ein anerkannter Friedensort
der 
Evangelisch-lutherischen
Landeskirche Hannovers