Mit einem Vortrag von Prof. Ursula Rudnick wurde am Sonntag, 26. Januar, im Antikriegshaus die Ausstellung "Man hat sich hierzulande daran gewöhnt - Antisemitismus in Deutschland heute" eröffnet. Mit der Formulierung des Ausstellungstitels als Zitat will die Amadeo Antonio Stiftung, die für die Erarbeitung der Wanderausstellung verantwortlich zeichnet, zu Nachdenken anregen über die Frage, inwieweit Antisemitismus in unserer Gesellschaft (wieder oder immer noch) zum Alltag gehört. Dr. Ursula Rudnick, Professorin für Judaistik an der Leibniz Universität Hannover und u.a. Vorsitzende des Zentralvereins für die Begegnung von Christen und Juden in Niedersachsen e.V. wies darauf hin, dass innerhalb der letzten Dekade jährlich zwischen 1200 und 1700 antisemitische Straftaten polizeilich erfasst wurden, bei einer vermutlich weitaus höheren Dunkelziffer: "Antisemitismus zeigt sich im Alltag auf vielfältige, meist nicht justiziable Weise", sagte sie. Frau Dr. Rudnick hob hervor, dass es nicht eines ausgeprägten antisemitischen Weltbildes bedürfe, um antisemitische Stereotype abzusondern. Die unter Jugendlichen oder auf dem Fußballplatz gängige Beschimpfung "Du Jude" entspringt in eher wenigen Fällen einer bewusst antisemitischen Motivation - und (re)produziert doch Antisemitismus. Gleichwohl richtete sich der Fokus des Vortrages auf Begründungsformen, in denen Antisemitismus auftritt, vom Antijudaismus mit Luther als Apologeten über rechtsextremistischen Judenhass bis zum Antizionismus. Dabei wies sie darauf hin, dass Kritik an der Politik des Staates Israel nicht per s eals Antisemitismus abgetan werden kann, sondern differenziert betrachtet  und einer Prüfung unterzogen werden muss, ob diese Kritik nicht doch nur als Plattform für im Kern antisemitische Vorurteile dient.

Die Ausstellung ist noch bis zum 26. Februar im Antikriegshaus zu sehen. Für Schulklassen, Konfirmanden- und Jugendgruppen wird auf Anfrage ein Begleitprogramm angeboten.

 

Frieden lernen
und erleben

 

 Der Friedensort
Antikriegshaus Sievershausen 
ist ein anerkannter Friedensort
der 
Evangelisch-lutherischen
Landeskirche Hannovers