Zur Eröffnung der diesjährigen Ökumenischen FriedensDekade (6.11. - 16.11.) findet am Sonntag, 6. November um 14.30 ein Gottesdienst in der Sievershäuser St.- Martinskirche statt. Er wird gestaltet von Mitgliedern der Nagelkreuzgemeinschaft Sievershausen unter der Leitung von Sup. i.R. Gisela Fähndrich, die das Thema der Dekade „Kriegsspuren“ um die Komponente „Friedensspuren“ erweitert haben.
Im Anschluss an den Gottesdienst geht es hinüber in das Antikriegshaus, wo um 16.00 ein Vortrag von Pastor Lutz Krügener, dem Friedensbeauftragten der Ev. - luth. Landeskirche Hannovers, beginnt. Auf der Suche nach der Evangelischen Friedensethik widmet er sich der Frage: „Wie schaffen wir Frieden?“.
Die Synode der hannoverschen Landeskirche wird im November zu der Frage tagen, ob sie sich auf den Weg machen will, eine „Kirche des gerechten Friedens“ zu werden. Was sind dafür die Grundlagen und welche Konsequenzen sollten für die Kirche und ihre politische Positionierung folgen?
Diese Diskussion wird aufgegriffen und ausgeweitet zu der Frage, wie das Engagement für Gerechtigkeit und Frieden in den Köpfen und Herzen der Menschen verankert werden kann. Eine spirituelle Annäherung an dieses Thema kann vielleicht konkrete Verhaltensweisen stärker beeinflussen als bloße Wissensvermittlung: „Es geht um eine Haltung der aktiven, wehrhaften Gewaltfreiheit“, sagt Lutz Krügener. mehr lesen
Der Vortrag ist zugleich Teil der aktuellen Reihe des Antikriegshauses "Frieden geht. Anders!" in Zusammenarbeit mit dem Arbeitsfeld Frieden der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers.
Vernichtung von Nazi-Parolen ist wieder ein Fall für die Staatsanwältin
Irmela Mensah-Schramm, deren friedenspädagogisches Projekt „Hass vernichtet“ seit vielen Jahren auch zum Repertoire unserer Friedensarbeit mit jungen Menschen zählt, muss erneut vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft hat Berufung gegen eine Entscheidung des Amtsgerichts Tiergarten vom Oktober dieses Jahres eingelegt. Das hatte die Rentnerin der Sachbeschädigung für schuldig befunden, weil sie im Mai den Spruch „Merkel muß weg“ an der Wand eines Zehlendorfer Fußgängertunnels in „Merke! Hass weg!“ verwandelte, sinnvollerweise unter Verwendung einer auffälligen Sprühfarbe.
Irmela Mensah-Schramm entfernt oder übermalt seit 30 Jahren Nazi-Sprüche und rechte Parolen und ist für ihr Engagement gegen Hassbotschaften unter anderem mit der Bundesverdienstmedaille und dem Göttinger Friedenspreis geehrt worden.
Zehlendorf soll schöner werden
Im Fall des übermalten Merkel-Spruchs hatten Anwohner die Polizei verständigt, die eine Anzeige fertigte. Das Gericht wollte nach Aussage einer Sprecherin das Verfahren einstellen, die Staatsanwältin stimmte dem aber nicht zu. Die Rentnerin erhielt daher eine Verwarnung, die in diesem Fall geringstmögliche Strafe, die damit begründet wurde, dass eine durch den Spruch „Merkel muß weg“ bereits bestehende Sachbeschädigung – auch durch Verwendung der auffälligen Farbe Pink – noch erweitert wurde.
Für den Fall einer Wiederholung während einer Bewährungsfrist von einem Jahr droht Mensah-Schramm eine Geldstrafe von 1.800 Euro. Dies war der Staatsanwältin offenbar zu wenig.
Der Fall hatte große Aufmerksamkeit erregt und sehr viele Diskussionen in der Öffentlichkeit ausgelöst, was offenbar weder die Staatsanwältin noch Irmela Mensah-Schramm beeindruckte. Erstere legte Berufung ein. Letztere kündigte an, auf jeden Fall weiterzumachen. „Notfalls gehe ich ins Gefängnis“ sagte sie dem Tagesspiegel am Tag nach der Verhandlung.
Die eigentliche Katastrophe ist das Vergessen: In seinem Vortrag am Sonntag im Antikriegshaus zog der Umweltjournalist Alexander Tetsch eine zum Teil erschütternde Bilanz seiner Fotoexpeditionen nach Fukushima, Tschernobyl, Lubmin, Namen, die für das Desaster der so genannten "friedlichen Nutzung" der Atomenergie stehen, und zu den Orten im Osten der Republik, an denen die Folgen der Suche nach Trägern fossiler Energie zu besichtigen sind: Die Altmark, in der umfangreich Fracking betrieben wurde, den schlecht gesicherten Abraumhalden der Wismut, aus deren Uranerz auch den havarierten Tschernobyl-Reaktor befeuerte, schließlich die verwüstete Braunkohleregion der Lausitz. Dort, auf einer Abbaggerungserwartungsfläche in Welzow, der Heimat seiner Frau, hat Alexander Tetsch mittlerweile sein zuhause gefunden und beteiligt sich am Kampf gegen die Profitinteressen der Energiekonzerne. In einem zweistündigen Parforceritt, der niemals Langeweile aufkommen ließ, beleuchtete Alexander Tetsch die wirtschaftlichen und politischen Abgründe, die das Umfeld dieser Katastrophen bilden, machte aber auch sehr deutlich, dass unser Verhalten beim Energieverbrauch entscheidend ist für die künftige Vermeidung solcher Katastrophen.
Der leider spärliche Besuch der Veranstaltung ließ darauf schließen, dass sich nur allzu wenig Menschen in der Region dieser unangenehmen Wahrheit aussetzen mochten. Wer dennoch etwas Nachholbedarf verspürt: Hier geht es zur Seite von Alexander Tetsch
Am Sonntag, 23. Oktober um 16 Uhr kommt der Fotojournalist Alexander Tetsch erneut zu einem Lichtbildervortrag nach Sievershausen in das Antikriegshaus. Seinerzeit, noch unter seinem Geburtsnamen Neureuter, war die Reaktorkatastrophe von Fukushima und deren Folgen sein Thema. In seinem neuen Vortrag „Die wahre Katastrophe ist das Vergessen“ nimmt er die Zuhörer mit an Orte stiller und fast vergessener Katastrophen. „Ich gebe tiefe Einblicke in die schmutzigen Hintergründe der Energieerzeugung aus Atom, Braunkohle und Erdgas, berichte über die Motive für diese exemplarischen Fälle von rücksichtsloser Umweltzerstörung und erzähle von den häufig übersehenen Ewigkeitslasten dieser Formen der Energiegewinnung“, so Alexander Tetsch in seiner Ankündigung.
An einer dieser Katastrophen der Energieerzeugung ist Alexander Tetsch mittlerweile ganz dicht dran. Nach seiner Heirat zog er in die Lausitz, fast schon ein Synonym für die Zerstörung von Umwelt und Heimat durch Braunkohlentagebaue. Grundwasserabsenkungen, Verockerung und Versauerung von Gewässern, Millionen Tonnen Kohlendioxid und Feinstaub sowie kilogrammweise Schwermetalle und radioaktive Stoffe aus den Kraftwerken stehen entgegengesetzt den Zielen der vielbeschworenen Energiewende und werden mit Hilfe des Argumentes „Das sichert die einzigen Arbeitsplätze hier, ohne Braunkohle ist die Region tot“ weiter vorangetrieben.
Aber auch an anderen Orten umweltvernichtenden Handelns, wie der Region Tschernobyl, dem sächsischen Uranabbau und den Orten in Sachsen-Anhalt, an denen mit Hilfe von Fracking die letzten Erdgas-Reserven aus dem Boden gepresst wurden, hat Alexander Tetsch über einen langen Zeitraum fotografisch recherchiert und dokumentiert. Am Sonntag wird er im Antikriegshaus die Ergebnisse seiner hartnäckigen Nachforschungen vorstellen.