Neues von UNITED4RESCUE

Hinter uns liegen ereignisreiche Wochen, geprägt von großer Erleichterung und Vorfreude und wir sind sehr glücklich, dass wir euch heute diese Schiffspost voller guter Nachrichten aus der zivilen Seenotrettung schicken können.

Die Sea-Watch 4, unser erstes Bündnisschiff, wurde Anfang März, nach fünf Monaten Festsetzung, endlich freigelassen und kann schon bald wieder in den Einsatz gehen. Unser zweites Bündnisschiff, die SEA-EYE 4, wurde Ende Februar getauft und wird noch im Frühjahr 2021 Richtung Mittelmeer aufbrechen. Und auch von der Sea-Watch 3 und der Ocean Viking gibt es gute Neuigkeiten – seid gespannt!

Wir sind sehr dankbar für so viele gute Nachrichten in den letzten Wochen, die nicht zuletzt auch durch unsere gemeinsame Unterstützung als Bündnis möglich geworden sind – DANKE! 

 

Die Sea-Watch 4 ist wieder frei 

Nach fast fünf Monaten wurde die Festsetzung der Sea-Watch 4 am 2. März endlich aufgehoben. Das Rettungsschiff wurde anschließend direkt in die Werft nach Burriana (Spanien) überführt, wo aktuell einige Arbeiten durchgeführt werden, die durch die lange Festsetzung notwendig geworden sind. Parallel dazu bereitet sich die Crew vor, so dass die Sea-Watch 4 schnellstmöglich wieder in den Einsatz im zentralen Mittelmeer starten kann. 

Die Sea-Watch 4 war am 19. September 2020 im Anschluss an ihre letzte Mission nach einer elfstündigen Hafenstaatkontrolle unter fadenscheinigen Begründungen in Palermo festgesetzt worden. Unter anderem wurde Sea-Watch vorgeworfen, das Rettungsschiff habe zu viele Rettungswesten an Bord und das Abwassersystem sei nicht für die Anzahl möglicher geretteter Personen geeignet. Außerdem entspreche die Rettung von Menschenleben nicht der Hauptregistrierung des Schiffes. Auch die mehrfache Bestätigung des deutschen Flaggenstaates, dass die Sea-Watch 4 alle erforderlichen Regularien ihrer Registrierung erfüllt und ein sicheres und bestens ausgestattetes Schiff ist, konnte die italienischen Behörden nicht umstimmen. 

Um diesen politisch motivierten Hafenstaatkontrollen und den daraus resultierenden Festsetzungen ein Ende zu setzen, hat Sea-Watch Ende Oktober 2020 Klage erhoben. Nach mehreren Anhörungen verwies das regionale Verwaltungsgericht in Palermo den Fall Ende Dezember an den Europäischen Gerichtshof (EuGH). Dieser soll nun u.a. prüfen, ob Hafenstaatkontrollen bei nicht-kommerziellen Schiffen überhaupt zulässig sind. Die Entscheidung, ob die Sea-Watch 4 bis zum Beschluss des EuGH vorläufig freigelassen wird, lag beim Verwaltungsgericht in Palermo. Am 2. März dann die lang ersehnte Entscheidung: Die Sea-Watch 4 darf wieder in den Einsatz gehen! 

Alle Fragen rund um die Freilassung der Sea-Watch 4 hat uns Oliver Kulikowski, Pressesprecher von Sea-Watch, am 9. März in einem Live-Gespräch beantwortet. Eine Zusammenfassung gibt es in unserem Logbuch, das komplette Gespräch könnt ihr euch noch einmal bei YouTube angucken.

Die Sea-Watch 3 rettet 363 Menschen 

Auch von der Sea-Watch 3 gibt es gute Nachrichten: Nach über sieben Monaten Festsetzung war das Schiff am 19. Februar wieder in den Einsatz gegangen. In fünf Rettungseinsätzen konnte das Schiff insgesamt 363 Menschen aus Seenot retten. In einem sechsten Einsatz konnte die Crew zudem ein weiteres Boot mit ca. 90 Menschen stabilisieren, bis die italienische Küstenwache eintraf. Unter den Geretteten sind 47 Frauen, einige von ihnen schwanger, sowie etwa 120 Minderjährige ohne Begleitung. Alle Geretteten konnten inzwischen in Augusta (Sizilien) von Bord gehen, die Crew befindet sich aktuell noch in Quarantäne auf der Sea-Watch 3 und bereitet das Schiff auf den nächsten Einsatz vor. 

Die Ocean Viking startet die dritte Mission 2021

Noch mehr gute Nachrichten gab es von der Ocean Viking: Das Rettungsschiff der Organisation SOS Meditérraneé hat 2021 in zwei Missionen bereits 798 Menschen aus Seenot retten und sicher nach Italien bringen können. Auch dank eurer Spende konnte ein notwendiger Umbau des Schiffes mit 170.000 € unterstützt werden, so dass das Schiff am 11. Januar nach fünf Monaten Festsetzung endlich wieder in den Einsatz gehen konnte. Auf der ersten Mission hat die Ocean Viking insgesamt 374 Menschen gerettet, auf der zweiten Mission Anfang Februar noch einmal 424 Menschen, die alle sicher an Land gebracht werden konnten. Am 11. März ist das Schiff nun erneut von Marseille, Frankreich aus ins Suchgebiet gestartet.

Überlebender tauft SEA-EYE 4

Im November 2020 riefen United4Rescue und die Seenotrettungsorganisation Sea-Eye gemeinsam zu Spenden für ein weiteres Rettungsschiff auf. Das Ziel der Spendenkampagne "Drowned Requiem" lag bei 434.000 € und wurde bereits Mitte Februar erreicht. Damit konnte nicht nur der Kauf, sondern auch ein großer Teil des Umbaus der SEA-EYE 4 finanziert werden. Aktuell befindet sich das Rettungsschiff noch für umfassende Umbauarbeiten in einer Werft, es soll jedoch noch im Frühjahr 2021 Kurs Richtung Mittelmeer nehmen. Auch wenn ein großer Teil des Umbaus bereits durch die Spendenkampagne finanziert wurde, werden weiterhin dringend Spenden für die restlichen Umbauarbeiten und die Rettungseinsätze benötigt. 

Ein erster Schritt Richtung Auslaufen ist bereits getan: Die SEA-EYE 4 wurde am 28. Februar unter strengen Corona-Regeln im kleinen Kreis in der Werft getauft. Eröffnet wurde die Taufe von Sea-Eye-Mitglied und Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth, die in ihrer Rede deutliche Worte fand und offen die europäische Flüchtlingspolitik kritisierte. Taufpate der SEA-EYE 4 ist Alpha Jor Barry, der Ende 2018 von der ALAN KURDI gerettet wurde – er berichtete in einer emotionalen Ansprache von seiner Rettung und machte deutlich, dass er ohne die zivile Seenotrettung heute nicht mehr am Leben wäre. Als Vertreter von United4Rescue war Vorstandsmitglied Michael Schwickart vor Ort, der in seiner Rede noch einmal betonte: "Auch dieses zweite Bündnisschiff schicken wir gemeinsam mit vielen."

Mehr Eindrücke von diesem freudigen Tag gibt es in diesem Video und in unserem Logbuch.

Karlsruhe und Frankfurt sind jetzt Bündnispartner

Unser Bündnis wächst und wächst, inzwischen zählen wir bereits 737 Bündnispartner, täglich steigend. Und auch die Vielfalt wird immer größer – so konnten wir im Februar mit Karlsruhe zum ersten Mal eine Stadt als Bündnispartner begrüßen. Die Stadt begründet ihre neue Bündnispartnerschaft so: "Seenotrettung ist ein Menschenrecht und darf nicht von der Herkunft der Menschen abhängig sein." Nur wenig später wurde auch Frankfurt Teil unserer Bündnisses, mit dem Statement des Oberbürgermeisters: "Wir dürfen nicht tatenlos zusehen, wenn Menschen im Mittelmeer ertrinken. Es ist unsere humanitäre Pflicht Menschen in Not zu helfen." Wir freuen uns sehr über so viel Zuwachs, der unsere Arbeit erst ermöglicht. 

Euer Zeichen für mehr Menschlichkeit: T-Shirts für United4Rescue!

Ihr wollt eure Unterstützung für die zivile Seenotrettung auch im Alltag zeigen? Dann könnt ihr seit dieser Woche das „Porto Securi" T-Shirt von Act of H kaufen und damit gleichzeitig etwas Gutes tun, denn pro verkauftem T-Shirt werden 4 € an United4Rescue gespendet! Die Shirts werden aus 100% Bio-Baumwolle hergestellt und haben ein schlichtes und modernes Design. Sie entstehen in Kooperation mit einer Slow-Fashion-Textilmanufaktur in Äthiopien – ein Muss in jedem Kleiderschrank und auch ideal als Ostergeschenk. Schaut vorbei, denn helfen ist immer in Mode!

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Lipa: grausame Folge der europäischen Abschottungspolitik. Evakuierung und Aufnahme jetzt!

Die Bilder aus Lipa sind erschütternd. Die katastrophale Notlage für die Schutzsuchenden in Bosnien-Herzegowina ist die Folge der europäischen Abschottungspolitik. Deutschland und die EU tragen unmittelbare Verantwortung für die systematische Verletzung der Rechte von Menschen auf der Flucht an den europäischen Außengrenzen. Mit den systematischen Pushbacks aus Kroatien hat die EU die humanitäre Notlage in Bosnien überhaupt erst geschaffen. Die Pushbacks müssen unverzüglich gestoppt werden. Die Bundesregierung muss jetzt handeln: Die Schutzsuchenden in Bosnien-Herzegowina müssen umgehend evakuiert und ihre Einreise in die EU ermöglicht werden. In Deutschland stehen Länder und Kommunen zur Aufnahme bereit. Am 23.12.2020 brannte das Camp Lipa im Nordwesten Bosnien-Herzegowinas nahe der kroatischen Grenze fast vollständig ab. In dem zu keinem Zeitpunkt winterfesten Camp mussten über 1.000 Menschen leben. Selbst wenn nun Wochen später ein Camp notdürftig wieder aufgebaut wird, stellt das keine Lösung für die Geflüchteten dar. Weiterhin müssen mehrere tausend Schutzsuchende in Bosnien außerhalb von Lagern ausharren. Statt Verantwortung zu übernehmen, verspricht die EU nur weitere finanzielle Unterstützung und schiebt die Verantwortung an die Behörden in Bosnien ab.

Die EU und Deutschland nehmen diese Verhältnisse nicht nur in Kauf, sondern haben sie bewusst herbeigeführt. Schutzsuchenden wird die Ankunft in der EU systematisch verweigert. Anstelle eines Asylverfahrens erwartet die Menschen in Kroatien eine gewalttätige Grenzpolizei, die sie mit brutalen Methoden zurück nach Bosnien-Herzegowina drängt. Die Bundesregierung unterstützt dieses Vorgehen: Erst im Dezember 2020 schenkte das Deutsche Innenministerium der kroatischen Grenzpolizei 20 Fahrzeuge. Diese Finanzierung des Grenzschutzes ist eine Finanzierung der Gewalt, die von Amnesty International als Folter eingestuft wird. Dieser systematische Bruch nationalen, europäischen und internationalen Rechts ist der Grund, weshalb Menschen in Bosnien-Herzegowina festsitzen. Insgesamt sind aufgrund der EU-Abschottungspolitik etwa 10.000 Menschen in Bosnien gestrandet. Sie alle benötigen Schutz und eine Perspektive.

Die humanitäre Notlage im Norden Bosniens kam keineswegs überraschend. Seit der Schließung der sogenannten Balkanroute und dem EU-Türkei-Deal 2016 sind Menschenrechtsverletzungen an den EU-Außengrenzen an der Tagesordnung. Im Westbalkan kommt es jeden Winter zu humanitären Notsituationen, so auch im Winter 2019 im Camp Vucjak. Erst Vucjak, dann Lipa – die Namen der Camps wechseln, doch was sie zeigen bleibt gleich: Die EU setzt auf Abschottung um jeden Preis! Die Lage an den europäischen Außengrenzen ist lebensbedrohlich. Deutschland kann und muss handeln schon allein, um geltendes Recht einzuhalten.

Wir fordern deswegen:

● Stopp der gewaltsamen illegalen Pushbacks an den europäischen Außengrenzen. Das Recht aller Menschen auf Zugang zu einem fairen Asylverfahren in der EU muss endlich eingehalten werden.

● Stopp der bundesdeutschen Unterstützung für die kroatische Grenzpolizei!

● Die Bundesregierung muss sofort handeln. Die Schutzsuchenden in Bosnien-Herzegowina müssen evakuiert werden. In Deutschland stehen Länder und Kommunen zur Aufnahme bereit.

#WirhabenPlatz

Liste der mitzeichnenden Organisationen

Liste der mitzeichnenden Organisationen – überregional und regional (Stand 20.01.2021)

ACAT Deutschland
Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden e.V. (AGDF)
Balkanbrücke
borderline-europe - Menschenrechte ohne Grenzen e.V.
Bordermonitoring.eu
Borderviolence Monitoring Network (BVMN)
Bundesweite Arbeitsgemeinschaft Psychosozialer Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer – BAfF e.V.
das postmigrantische Netzwerk: neue deutsche organisationen e.V.
Forschungsgesellschaft Flucht & Migration e.V.
Germany Must Act
Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV)
IPPNW - AK Flucht und Asyl JUMEN e.V. - Juristische Menschenrechtsarbeit in Deutschland
KOK - Bundesweiter Koordinierungskreis gegen Menschenhandel e.V.
Komitee für Grundrechte und Demokratie e.V.
#LeaveNoOneBehind
Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD)
Mare Liberum e.V.
medico international
NoName Kitchen
Ökum. Bundesarbeitsgemeinschaft Asyl in der Kirche e.V.
Paritätischer Gesamtverband
pax christi - Deutsche Sektion e.V.
PRO ASYL
Seebrücke
terre des hommes
we’ll come united
Women in Exile

Arbeitsgemeinschaft Diakonie in Rheinland-Pfalz
Arbeitskreis Asyl Cuxhaven e.V.
ARBEITSKREIS ASYL TRIBSEES
Arbeitskreis Flüchtlingshilfe e.V. Nordhorn
Asyl e. V. Hildesheim
Asyl in der Kirche Berlin-Brandenburg e.V.
Asylkreis Krummhörn
AWO Landesverband Sachsen-Anhalt e. V.
Ban Ying e.V.
Berlin-Brandenburgische Auslandsgesellschaft (BBAG) e.V.
Berliner Zentrum für Selbstbestimmtes Leben behinderter Menschen e.V.
Blindspots
Bremer Friedensforum
Bündnis Krefeld für Toleranz und Demokratie e.V.
Caritasverband für die Diözese Hildesheim e.V.
Catch a Smile
DiakoMigra in der Diakonische Dienste Hamburg-West/Südholstein
Diakonie Hessen - Diakonisches Werk in Hessen und Nassau und Kurhessen-Waldeck e. V. Diakonie Mitteldeutschland
Diakonisches Werk Bayern
Diakonisches Werk der Evangelischen Landeskirche in Baden
Diakonisches Werk der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens e.V.
Diakonisches Werk Mecklenburg-Vorpommern
Diakonisches Werk Rheinland-Westfalen-Lippe
Diakonisches Werk Schleswig-Holstein Diakonisches Werk Steglitz- und Teltow-Zehlendorf Diakonisches Werk Württemberg
EmBIPoC - Empowerment of Black, Indigenous und People pf Color
ESTAruppin e.V.
Evangelischer Kirchenkreis Teltow-Zehlendorf
Flüchtlingshilfe AK Norden
Flüchtlingsinitiative Lohmar-Siegburg e.V.
Flüchtlingsrat Baden-Württemberg e.V.
Flüchtlingsrat Bayern Flüchtlingsrat Berlin Flüchtlingsrat Brandenburg
Flüchtlingsrat Bremen
Flüchtlingsrat Hamburg
Flüchtlingsrat Krefeld e.V.
Flüchtlingsrat Hessen Flüchtlingsrat
Mecklenburg-Vorpommern e.V.
Flüchtlingsrat Niedersachsen e.V.
Flüchtlingsrat NRW AK Asyl - Flüchtlingsrat RLP e.V.
Flüchtlingsrat Sachsen
Flüchtlingsrat Sachsen-Anhalt
Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein e.V.
Flüchtlingsrat Thüringen
Förderverein internationales Fluchtmuseum e.V
Forster Brücke
Frauen*notruf Lübeck
Fremde brauchen Freunde e.V.
Freundeskreis Ammersbek
"Gemeinschaft mit Flüchtlingen (GmF in der Pfarrei Franz-von-Assisi)"
GGUA Flüchtlingshilfe e.V., Münster
Härtefallberatung des Flüchtlingsrats Berlin e. V.
Humanistische Union OV Lübeck
Initiativausschuss für Migrationspolitik in Rheinland-Pfalz
Initiativkreis für Flüchtlinge und Asylsuchende im Rhein-Lahn-Kreis
Institut für angewandte Kulturforschung e.V. (ifak)
INTAKT – Transkultureller Jugendtreff / Syke
InterAktiv e.V.
Janusz Korczak - Humanitäre Flüchtlingshilfe e.V.
Junge Flüchtlinge e.V. (SchlaU) München
Kein Mensch ist illegal- Köln
Kieler Friedensforum
KommMit e. V. - für Migranten und Flüchtlinge, Berlin und Brandenburg
KuB - Kontakt- und Beratungsstelle für Flüchtlinge und Migrant_innen e.V.
kulturgrenzenlos e.V.
Landesverband Frauenberatung Schleswig-Holstein e.V.
Land in Sicht - Transition (LIST), Celle
lifeline e.V.
Linke Vernetzung NRW
MC Kuhle - Wampe - Kiel
MeG betreutes Wohnen gGmbH
Migrantifa NRW
Migrationsberatung BLEIBEN beim KuBa e.V.
Migrationsberatung Rendsburg der Diakonie Altholstein GmbH
Moabit hilft e.V.
Neuruppin lebt bunt
No Borders Rheinland
No Nation Truck
Nürnberger Menschenrechtszentrum e.V. (NMRZ)
Omas gegen Rechts in Kiel
Opferperspektive - Solidarisch gegen Rassismus, Diskriminierung und rechte Gewalt e.V.
Pax Christi Nassau-Lahnstein
pax christi Rhein-Main – Regionalverband Limburg-Mainz Perleberg hilft ProAsyl/Flüchtlingsrat Essen e.V. Runde Tisch gegen Rassismus und Faschismus Kiel Runder Tisch gegen Rechte Ecken SAfT e.V. - Solidarische Alternative Taucha -
Seebrücke Brandenburg an der Havel
Seebrücke Potsdam
Seebrücke Rhein-Sieg
Sicherer Hafen Panketal
SOS Rassismus Barnim
Sprungbrett Zukunft Berlin e.V.
Stadtteilzentrum Steglitz e.V.
Südcafé Leipzig
S27 Kunst und Bildung
VERAMI e.V.
ver.di Kiel-Plön
Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten e.V. Kreis Lübeck / Hzgt. Lauenburg
VVN/BdA kreisvereinigung oldenburg/friesland
Willkommen in Lehre e. V.
Willkommen in Nippes
Wir packen’s an e.V.
„Wir sind mehr“ – Bündnis Landkreis Diepholz
Zentrale Bildungs- und Beratungsstelle für Migrant*innen (ZBBS) e.V.
Zuflucht - Ökumenische Ausländerarbeit e.V

Evangelische Zeitung vom 17. Januar 2021 zum Amtsantritt von Lisa Gellert als Friedensbeauftragter der Landeskirche

"Frieden fängt bei mir an"

Was bringt Menschen zusammen, die sich streiten oder gar Kriege führen? Die Friedens- und Extremismusforscherin Lisa Gellert ist schon lange auf der Spur jener geheimnisvollen Momente, in denen Menschen trotz aller religiöser und kultureller Verschiedenheit ihre Verbundenheit spüren - seit Januar als neue Friedensbeauftragte der Landeskirche Hannovers.

VON SVEN KRISZIO

Hannover. "Früher liefen mir die Tränen runter, wenn ich von Kriegen hörte und die Bilder sah. Ich konnte nicht verstehen, warum Menschen so miteinander umgehen und niemand einschreitet“, sagt Lisa GelIert. Und sofort fügt sie hinzu, dass sie damals noch ein Kind gewesen sei. Doch das tiefe Berührtsein hat ihren Lebensweg geprägt. Die heute 32-Jährige studierte Politik- und Religionswissenschaften in Göttingen, Seattle, London und Tübingen und engagierte sich in zahlreichen Friedensprojekten auf der ganzen We1t. Seit Januar ist sie die neue Referentin für Friedensarbeit der Landeskirche Hannovers und Nachfolgerin von Lutz Krügener, der jetzt als Gemeindepastor in Hildesheim arbeitet. Lisa Geliert wollte der Frage auf den Grund gehen, wie Menschen, die verschieden sind oder sich gar zerstritten haben, wieder ins Gespräch miteinander kommen. In der US-amerikanischen Stadt Seattle lernte sie die sogenannte Interface - Gemeinde kennen, die ein Rabbiner gegründet hatte. Ihm ging es um die Gemeinschaft der Menschen unterschiedlicher Religionen. "Hier kommen Christen, Juden und Buddhisten zusammen und feiern Gottesdienst“, erzählt Lisa Geliert., "Die Menschen feiern ihre Unterschiedlichkeit." Interreligiosität sei Teil ihres Glaubens, niemand werde in dieser Gemeinde missioniert."

Der Wunsch nach Austausch ließ sie einige Sprachenlernen, darunter Englisch, Französisch, Spanisch und sogar Chinesisch. Selbst ein bisschen Hebräisch lernte sie. Gellert machte Praktika bei Unicef, bei der Peace Foundation in Neuseeland und der Gesellschaft für bedrohte Völker in Göttingen. Ihre Masterarbeit schrieb sie über das ‚Compassionate Listening Project', ein Projekt, das Konfliktparteien in Krisengebieten miteinander ins Gespräch bringen und dadurch das Verständnis füreinander fördern will. Wie gering die Hürden für Begegnungen über vermeintliche Grenzen hinweg sind, erlebte Gellert auf dem "Peace Boat“; das japanisch Studierende gegründet haben, 11m Gruppen zusammenzubringen, die sich auf der ganzen Welt für Frieden, Menschenrechte und Nachhaltigkeit engagieren. Dort habe sie mit Menschenrechtlern aus der Türkei gesprochen, sei Iranern begegnet und habe sich mit Japanern über Vergangenheitsbewältigung ausgetauscht.

"Es braucht nicht viel, um in Kontakt zu kommen“, stellt GelIert fest. Eines lernte Gellert jedoch auch: dass die Welt nicht einfach schwarzweiß sei und dass man deswegen zwischen Menschen und ihren Handlungen unterscheiden müsse: "Jedes Lebewesen 'ist schützenswert“, betont Gellert. "Das gilt auch für Menschen, die Böses tun.“

1 Million Euro für die Arbeit der Friedensorte

Den Dienst als Referentin für Friedensarbeit im Haus kirchlicher Dienste kann Gellert, die zuvor vier Jahre lang beim Verfassungsschutz Niedersachsen in der Extremismus-Prävention gearbeitet hat, optimistisch angehen. Denn die Landessynode hat erst auf ihrer jüngsten Tagung im November 1 Million Euro für die Arbeit der acht Friedensorte bewilligt, einem Arbeitsschwerpunkt der neuen Friedensbeauftragten. "Das ist ein deutliches Zeichen der Landeskirche, weil damit die Arbeit bis Ende 2024 gesichert ist“, sagt Lisa Gellert. Der Vergabeausschuss des Fonds "Friedenswege“ in dem jetzt 2,5 Millionen Euro liegen, müsse in den kommenden Monaten entscheiden, welche Projekte fortgesetzt werden. "Ich freue mich sehr darauf, die Friedensorte bekannter zu machen.“ Die Landeskirche Hannovers sieht Lisa Gellert als Vorreiterin für kirchliche Friedensarbeit. Die Friedensarbeit sei eine Ausgestaltung der Überzeugung, dass alle Menschen v0r Gott gleich seien. Es sei daher gut, wenn sich die Kirche zur Flüchtlingspolitik zu Wort melde. "Doch Worte allein reichen nicht. “Man muss auch das Geld dazu in die Hand nehmen, betont Gellert. Und schließlich müsse diese Haltung auch gelebt werden: "Ich habe gelernt, dass man nur sich ändern kann, niemanden sonst. Frieden fängt bei mir an.“

 

Frieden lernen
und erleben

 

 Der Friedensort
Antikriegshaus Sievershausen 
ist ein anerkannter Friedensort
der 
Evangelisch-lutherischen
Landeskirche Hannovers