AGDF: Aufrüstung nicht als Selbstverständlichkeit hinnehmen

Der Geschäftsführer der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF), Jan Gildemeister, hat davor gewarnt, Aufrüstung als selbstverständlich hinzunehmen und nicht ausführlich über sie zu debattieren. „Wir erleben derzeit weltweit immense Aufrüstungsspiralen, ohne dass es dazu öffentliche Diskussionen über deren Notwendigkeit oder über Alternativen gibt“, kritisiert Gildemeister.

Dabei sieht der AGDF-Geschäftsführer massive negative Folgen in der aktuellen Aufrüstung. „Es fehlt an Geld, um die Krisen in der Welt wie Klima und Armut zu bekämpfen“, mahnt er. Und gerade diese Krisen seien oft wesentliche Ursachen für Konflikte, die zu kriegerischen Auseinandersetzungen führen könnten, was wiederum den Ruf nach mehr Waffen bedeute, gibt er zu bedenken. Und: „Die Gefahr kriegerischer Auseinandersetzungen steigt mit der Zunahme der Waffen in der Welt und deren Modernisierung.“

Als besonders heikel sieht Jan Gildemeister die Entwicklung bei den Nuklearwaffen. „Die sogenannte atomare Abschreckung funktioniert durch immer modernere Waffensysteme immer schlechter, da die Vorwarnzeiten immer kürzer werden und damit die Entscheidung, sich mit Nuklearwaffen zu verteidigen, immer schneller getroffen werden muss“, gibt er zu bedenken. Und der AGDF-Geschäftsführer ist sich sicher, dass, solange diese Waffen nicht wie chemische oder biologische Waffen völkerrechtlich geächtet werden und alle Staaten gemeinsam gegen ihre Verbreitung vorgehen, es immer wieder Staaten geben wird, die Atomwaffen besitzen wollen oder davon ihre Sicherheit abhängig machen, wie beispielsweise Nordkorea.

Durch die anhaltende Aufrüstung würden zudem immer mehr Ressourcen in die Waffenproduktion gehen, was zu einer weiteren Knappheit von Rohstoffen führen wird und weswegen auch mehr CO2 in die Luft gesetzt wird, kritisiert Jan Gildemeister. Zudem hätten Rüstungsunternehmen ein großes Interesse daran, ihre Waffen in andere Länder zu verkaufen. „Und diese Waffen gelangen früher oder später in Krisengebiete, wo sie eingesetzt werden, Menschen töten und für eine Verschärfung von Konflikten sorgen“, mahnt der AGDF-Geschäftsführer.

Eine Alternative sei eine weltweite Abrüstung, ist Gildemeister überzeugt. „Nach Ende des Kalten Kriegs zwischen Ost und West gab es zahlreiche Abkommen zur Rüstungsbegrenzung und zur Abrüstung, die aber leider seit 2001 gekündigt wurden, vor allem auch von den USA“, betont der AGDF-Geschäftsführer. Nun seien dringend vertrauensbildende Schritte nötig, ebenso einseitige Abrüstungsschritte von Staaten oder Bündnissen, damit neue Abkommen unter Federführung der Vereinten Nationen geschlossen werden könnten und die Rüstungsspirale unterbrochen werde. „Ziel muss eine massive Abrüstung sein“, ist Jan Gildemeister überzeugt.

Doch über all das werde aktuell nicht in Politik und Gesellschaft diskutiert, die Aufrüstung werde weitgehend widerspruchslos hingenommen, bedauert der AGDF-Geschäftsführer. „Dabei wäre es so wichtig, Debatten darüber zu führen, wofür Militär gebraucht werde, welche zivilen Alternativen es dazu gebe und auch, welche Waffen für welchen Zweck benötigt werden“, gibt er zu bedenken, macht aber auch deutlich: „Ich weiß natürlich auch, dass angesichts des russischen Angriffskriegs mein Aufruf vielfach auf Unverständnis stoßen wird und aktuell weder bei der russischen Regierung noch auf Seite der NATO die Bereitschaft für Gespräche zur Rüstungsbegrenzung oder Abrüstung, geschweige denn über Alternativen zu militärischer Gewalt besteht. Und dennoch: Es muss im Bewusstsein bleiben, dass es Alternativen gibt und dass militärische Gewalt nicht alternativlos ist“, ist Jan Gildemeister überzeugt.

 

 

OBEN

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Evangelische Friedensarbeit im Raum der EKD
Öffentlichkeitsarbeit
07.07.23

Bundesregierung plant massive Kürzungen für Jugendfreiwilligendienste

Pressemitteilung der AGDF zu den von der Bundesregierung geplanten massiven Kürzungen für Jugendfreiwilligendienste

In der Koalitionsvereinbarung war 2021 von einer „Stärkung“ der Freiwilligendienste die Rede. Der vom Kabinett beschlossene Haushaltsplan spricht eine andere Sprache: Für 2024 sind für den Haushaltstitel „Jugendfreiwilligendienste“ 25 Millionen Euro weniger eingeplant, für 2025 weitere 15 Millionen Euro. Damit stünden für FSJ, FÖJ und den Internationalen Jugendfreiwilligendienst (IJFD) statt 120 Millionen Euro ab 2024 noch 95 Millionen Euro und ab 2025 nur noch 80 Millionen Euro zur Verfügung. Junge Menschen, die sich für ein Jahr freiwillig engagieren wollen, werden dies nach Ansicht der Träger des Internationalen Jugendfreiwilligendienstes schnell spüren: Da es sich um überjährige Programme handelt, werden bereits 2024/25 deutlich weniger Interessierte an Freiwilligendiensten teilnehmen können.
Die Träger im IJFD würden die geplanten Kürzungen hart treffen: Die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie sind noch nicht überwunden, viele internationale Partner sind gefährdet. 2022 kam die massive weltweite Inflation hinzu. Erste Träger mussten ihre Arbeit bereits einstellen.
„Statt dieser Hiobsbotschaft bräuchten die Träger dringend die von der Bundesregierung versprochene Stärkung internationaler Freiwilligendienste, insbesondere eine Erhöhung des seit elf Jahren unveränderten IJFD-Fördersatzes von 350 Euro/Monat“, so Jan Gildemeister. „Dieser Satz deckt bereits jetzt nur rund ein Drittel der realen Kosten ab; der Rest muss durch Spenden, teilweise auch Eigenbeiträge der Einsatzstellen und Freiwilligen eingeworben werden“, erläutert der Geschäftsführer der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF).
Trotz ihres großen, auch ehrenamtlichen Engagements stehen nun viele Träger am Rande des Abgrundes: „Seit Jahren machen wir bei stagnierender Förderung im internationalen Freiwilligendienst eigentlich unmögliche Dinge möglich, mit viel Kreativität, Selbstausbeutung und einer wahnsinnigen Unterstützung unserer internationalen Partner“, so Stephan Langenberg, Geschäftsführer von ICJA – Freiwilligenaustausch weltweit. Und weiter: „Als ‚Anerkennung‘ dafür nun eine fast 25prozentige Kürzung der Bundesmittel alleine fürs nächste Jahr. Da kommen nun auch wir an unsere Grenzen.“
„Freiwilligendienste tragen auf vielfältige Weise zum solidarischen Zusammenhalt in unserer Gesellschaft und zur Stärkung unserer Demokratie bei. Internationale Freiwilligendienste fördern darüber hinaus Begegnungen und Verständigung, was angesichts der aktuellen Kriege und globalen Herausforderungen nötiger denn je ist“, sagt Jutta Weduwen, Geschäftsführerin von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste. „Die angekündigten Mittelkürzungen muten anachronistisch an und gefährden das zivilgesellschaftliche Engagement massiv.“
Jetzt setzen die Träger und engagierte ehemalige Freiwillige ihre Hoffnungen auf den Deutschen Bundestag, der im Herbst den Haushalt beschließt. Seit März wenden sich vor allem junge Menschen unter dem Motto #MeinFreiwilligesInternationalesJahrerhalten an Bundestagsabgeordnete. Ihnen ist wichtig, dass auch in Zukunft viele junge Menschen so wertvolle Erfahrungen wie sie machen können.
Viele Auslandsfreiwillige haben zudem die Petition Steigerung der Attraktivität der Freiwilligendienste unterstützt, die ein großer Erfolg ist. Statt der erforderlichen 50.000 wurde sie von knapp 75.000 Menschen unterzeichnet, so dass sich der Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages mit ihr beschäftigen muss.
Die geplante massive Kürzung der Jugendfreiwilligendienste trifft nicht nur junge Menschen, sondern auch langjährige zivilgesellschaftliche Partnerschaften. Nichtregierungsorganisationen aus Deutschland setzen sich mit ihren Partnern weltweit für Verständigung, soziale Gerechtigkeit, Klima und Umweltschutz sowie für Demokratie ein. Viele Einsatzstellen werden aus Kostengründen keine Freiwilligen mehr aufnehmen können, Einsatzländer fallen weg. Es ist davon auszugehen, dass gerade in einer Zeit voller Krisen die bewährte internationale Zusammenarbeit vielfach nicht fortgeführt werden kann, so die Träger der Freiwilligendienste.
Beim Deutschen Evangelischen Kirchentag in Nürnberg wurde im Juni die von der AGDF eingebrachte Resolution „Internationale Freiwilligendienste stärken“ beschlossen mit folgenden Forderungen an den Bund:

-     Die Anerkennung und Wertschätzung internationaler Freiwilligendienste als wichtigen Baustein der persönlichen Entwicklung in Zeiten multipler Krisen sowie ihres Mehrwerts für gesellschaftlichen Zusammenhalt und Demokratieförderung.
-     Die Anpassung der Förderung pro Monat im Internationalen Jugendfreiwilligendienst von 350 auf 650 Euro sowie die Erhöhung in der Entsendung des weltwärts Programm um 230 Euro.
-     Den bedarfsgerechten Ausbau internationaler Freiwilligendienste und Rechtsanspruch auf angemessene Förderung für ausgewählte Freiwillige.
-     Die Sicherstellung der benötigten Mittel in der mittelfristigen Finanzplanung und adäquaten Aufwuchs der Mittel für 2024 und Folgejahre.

Friedensaktionen in über 20 Städten geplant

Zum Aufruf 

Am Wochenende des Jahrestages des völkerrechtswidrigen Angriffskriegs Russlands auf sein Nachbarland Ukraine gibt es zahlreiche Möglichkeiten, sich an Protesten für ein Ende des Krieges zu beteiligen. Ein Bündnis aus 18 Friedens-, Umwelt- und antifaschistischen Gruppen hat zu Aktionen aufgerufen, die in mehr als 20 Städten geplant sind:
- In Berlin wird bereits am Donnerstag, 23. Februar, ab 18 Uhr ein großes – 10 Meter im Durchmesser – PEACE-Zeichen aus Kerzen vor dem Brandenburger Tor aufgebaut sein. Dazu wird es Reden, u.a. von Rudi Friedrich (Connection e.V.), zur aktuellen Lage von Kriegsdienstverweigerer*innen und von Deserteur*innen aus Russland, Belarus und der Ukraine geben.
- In Frankfurt am Main beginnt am Freitag, 24. Februar, um 17 Uhr eine Demonstration an der Konstablerwache, vorbei an den ukrainischen und russischen Konsulaten bis zur Alten Oper, wo es eine Abschlusskundgebung mit mehreren Redner*innen geben wird. Auch dort wird ein PEACE-Zeichen aus Kerzen aufgebaut.
- In Köln ist für Samstag, 25. Februar, um 17 Uhr auf dem Alten Markt eine Demonstration geplant, bei der es inhaltlich auch um die Gefahr eines Atomkriegs gehen wird. Grund dafür ist die aktuelle Stationierung von Bundeswehr-Kampfjets in Nörvenich nahe Köln, die im Ernstfall die letzten in Deutschland gelagerten US-Atombomben ins Ziel fliegen sollen.
- Friedensaktionen sind zudem in Bonn, Bochum, Elmshorn, Freiburg, Gammertingen, Halle (Saale), Hamburg, Karlsruhe, Kassel, Langen, Limburg, Mainz, Nördlingen, Stuttgart, Ulm, Worms und weiteren Orten zwischen dem 24. und 26. Februar geplant – Details finden sich auf der Bündniswebsite: www.stoppt-das-toeten.de

AGDF: In Nationaler Sicherheitsstrategie Deutschlands Friedensfähigkeiten stärken

Bonn, 6. März 2023/dj

Die Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) hat die Bundesregierung davor gewarnt, in der ersten Nationalen Sicherheitsstrategie einseitig die militärische Sicherheit zu stärken. Stattdessen sollte sich die Bundesregierung hier zum Ausbau von ziviler Krisenprävention, Konfliktbearbeitung und Friedensförderung verpflichten, fordert der Friedensverband. Gemeinsam mit rund 50 Friedensorganisationen hat sich die AGDF daher mit einem entsprechenden Aufruf an zahlreiche Abgeordnete des Deutschen Bundestags gewandt.
„Eine Nationale Sicherheitsstrategie muss die Sicherheit aller Menschen in den Mittelpunkt stellen, sie darf den Frieden nicht aus dem Blick verlieren“, zitiert AGDF-Geschäftsführer Jan Gildemeister aus dem gemeinsamen Aufruf „Sicherheit braucht starke zivile Friedensfähigkeiten“. Aktuell plane die Bundesregierung allerdings laut mittelfristiger Finanzplanung massive Kürzungen bei Prävention, Diplomatie und Friedensförderung, kritisiert der Friedensverband. „Dabei sind gerade diese Instrumente  unverzichtbar, um Konflikte ohne Gewalt zu bearbeiten, militärischen Eskalationen frühzeitig entgegenzuwirken und Frieden nachhaltig zu sichern“, macht Jan Gildemeister deutlich.
Konkret fordert das Bündnis eine Stärkung der Zivilgesellschaften als Friedensakteure. Nach Ansicht der Friedensorganisationen verfüge Deutschland über bewährte und international anerkannte Instrumente zum Schutz von Akteuren, die die Menschenrechte verteidigen, für Demokratisierung eintreten und sich für Frieden lokal engagieren. Dazu gehöre der Zivile Friedensdienst mit mehr als 300 Friedensfachkräften in 43 Ländern oder das Förderprogramm zivile Konfliktbearbeitung (zivik), das weltweit zivile Akteure dabei unterstütze, Krisen vorzubeugen, Konflikte zu überwinden und friedliche gesellschaftliche und politische Systeme zu schaffen. Gildemeister: „Diese Programme müssen angesichts der aktuellen Herausforderungen dringend
ausgebaut werden.“
Daneben hält es das Bündnis für wichtig, mehr Perspektiven für Menschen in Konfliktregionen zu schaffen. So unterstütze beispielsweise der deutsche Entwicklungsdienst in vielen betroffenen Regionen einen am Frieden orientierten Wiederaufbau der Infrastruktur, der Ernährungssicherung und des sozialen Zusammenhaltes, gemeinsam mit Nichtregierungsorganisationen und internationalen Organisationen. Und schließlich müssen nach Ansicht der Friedensorganisationen auch zivile Friedensmissionen und Vermittlungen gestärkt werden, da die UN ebenso wie die OSZE oder andere regionale Organisationen unverzichtbare Akteure der Friedenssicherung seien, deren Handlungsfähigkeit von Deutschland gestärkt werden müsse. „Darum müssen die finanziellen Beiträge, etwa für das Zentrum für internationale Friedenseinsätze und das Europäische Kompetenzzentrum Ziviles Krisenmanagement, erhöht werden. Und Deutschland sollte unbedingt die eigenen Kapazitäten für Friedensmediation und für die Beteiligung an zivilen Friedensmissionen ausbauen“, fordert AGDF-Geschäftsführer Jan Gildemeister.

Infos: www.frieden-stark-machen.de
Kontakt: Jan Gildemeister, Tel. 0228/24 999-13

Zur Erklärung

 

 

AGDF zum Jahrestag des Ukraine-Kriegs: Militärische Gewalt schafft keinen Frieden

Ein Ende des Krieges in der Ukraine ist nicht in Sicht. Auch der Weg zu einem Waffenstillstand und Friedensverhandlungen zwischen gleichberechtigten Partnern ist derzeit nicht erkennbar. Dennoch hält die Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) solche Friedensverhandlungen und einen Waffenstillstand für unumgänglich, wobei diese Verhandlungen an die Bedingung geknüpft seien, dass die universellen Menschenrechte beachtet und die politischen Ziele der Ukraine berücksichtigt werden, betont der Friedensverband. Dabei erwartet die AGDF, dass entsprechende Schritte auf internationaler Ebene wie auch auf der Ebene der Zivilgesellschaft und der Kirchen unternommen werden.

„Wir sind überzeugt, dass der Bruch des Völkerrechts und die Missachtung von Menschenrechten nicht gebilligt werden dürfen, auch nicht durch Nichtstun“, heißt es in einer Erklärung der AGDF zum 24. Februar, dem ersten Jahrestag des völkerrechtswidrigen Überfalls Russlands auf die Ukraine. Und weiter betont der Friedensverband: „Wir engagieren uns an der Seite derer, die unter kriegerischer Gewalt leiden und sich dieser mit gewaltfreien Mitteln widersetzen. Fliehende unterstützen wir. Wir halten fest an der Kraft gewaltloser Konflikttransformation. Wir wissen zusammen mit militärisch und politisch Verantwortlichen, dass militärische Gewalt keinen Frieden schafft und wir treten ein für plurale, demokratische Gesellschaftsordnungen, in denen das Zusammenleben auf Frieden und Versöhnung gründet.“

Die AGDF kritisiert in ihrer Erklärung, dass sich die politische Debatte in Deutschland vor allem um Waffenlieferungen sich kreise. „Ein solcher verengter politischer Diskurs wird der sehr komplexen politischen Situation nicht gerecht“, ist der Friedensverband überzeugt. Die AGDF mit ihrer jahrzehntelangen Erfahrung in Gewaltprävention und ziviler Konfliktbearbeitung, trete dabei vor allem für deeskalierende Schritte in Krisen und eine konstruktive Bearbeitung von Konflikten ein.

Ein Jahr nach Beginn des Krieges beobachte die AGDF, dass es kaum gesicherte Informationen und unabhängige Untersuchungen über die Kriegsopfer der ukrainischen Zivilbevölkerung und der Soldatinnen und Soldaten geben würde. Gleichzeitig würden Männer, die nicht in den Krieg ziehen wollen oder desertieren, sowohl in Russland wie auch in der Ukraine bestraft, während in Deutschland Kriegsdienstverweigerung nicht als Fluchtgrund anerkannt werde. Und während in Deutschland ukrainische Flüchtlinge herzlich aufgenommen würden, würden andere Flüchtlinge ablehnender behandelt. Bedenklich ist für den Friedensverband aber auch, dass Russinnen und Russen häufig undifferenziert für die Politik ihrer Regierung verantwortlich gemacht werden.

Die AGDF begrüßt in ihrer Erklärung, dass sehr viele Staaten den russischen Angriffskrieg verurteilen und die Sanktionen auch zeigen, dass gewaltsame Interventionen nicht ohne Folgen bleiben würden. Allerdings sorge die Sanktionspolitik auch für negative Folgen nicht nur für die russische Bevölkerung, sondern gerade auch für die Länder des globalen Südens.

Nach Ansicht des Friedensverbandes trägt zudem die wachsende militärische Unterstützung der Ukraine durch NATO-Staaten dazu bei, dass sie sich indirekt mit im Krieg befinden würden. Das erhöhe die Wahrscheinlichkeit, dass Russland verstärkt westliche Staaten durch Cyberangriffe ins Visier nehme oder bei einer drohenden Niederlage sogar Nuklearwaffen einsetze, befürchtet die AGDF. Zudem würden die Kriegskosten und die kontinuierliche Aufrüstung enorme finanzielle Ressourcen verschlingen, die für die Bekämpfung der Klimakrise, von Armut und Ungerechtigkeit in der Welt dringend benötigt würden. Auch würden zunehmend die Rüstungsindustrie und Waffenhändler vom Krieg profitieren und würde die immense Umweltzerstörung infolge des Krieges die Erderwärmung fördern.

Angesichts der ausweglos scheinenden Kriegslage erinnert die AGDF daran, dass Arbeit für den Frieden ein dynamischer Prozess sei, der die Anstrengungen vieler Akteur*innen, das Durchdenken von alternativen Optionen und Zeit für Verständigung erfordere, heißt es in der Erklärung. Und betont: „Wir vertreten den Vorrang gewaltloser Konfliktlösungen und stellen uns auf die Seite der Opfer von Gewalt. Wir fordern und unterstützen deeskalierende Schritte in Krisen und die konstruktive Bearbeitung von Konflikten. Wir stehen auf der Seite derjenigen, die zivilen Widerstand leisten oder sich für eine Verweigerung des Kriegsdienstes entscheiden. Aus diesen Perspektiven fragen wir, was dem Frieden dient und was ihn hindert.“

Und der Friedensverband macht deutlich: „Dass unsere Gestaltungsmacht Grenzen hat, bedeutet in der Konsequenz nicht, vor der Logik des Krieges kapitulieren zu müssen.“ Vielmehr eröffne nach Ansicht der AGDF der Ansatz der Friedenslogik Perspektiven und Handlungsmöglichkeiten.

 

Frieden lernen
und erleben

 

 Der Friedensort
Antikriegshaus Sievershausen 
ist ein anerkannter Friedensort
der 
Evangelisch-lutherischen
Landeskirche Hannovers