Neue Ausstellung im Antikriegshaus: Uniformen zu Crazy Quilts – ein Schwarmkunstprojekt
Im Antikriegshaus Sievershausen werden vom 9. April bis zum 29. Mai 2022 unter der Überschrift „Uniformen zu Crazy Quilts“ Wandteppiche gezeigt, die im Rahmen eines Schwarmkunstprojektes aus einer Uniform des US-Militärs entstanden sind.
Schon die Entstehungsgeschichte dieser Quilts ist bemerkenswert. Die Initiatorin des Kunstprojektes, Alma Fokken, hatte im Sommer 2015 einen Traum und erwachte mit dem Satz „Schwerter zu Pflugscharen und Uniformen zu Crazy Quilts“. Sie ging diesem Satz nach, sprach mit anderen Frauen darüber und so entwickelte sich ein Kunstprojekt, das einen Prozess des Nachdenkens und Austauschens über die Themen Krieg, Konflikt, Wahrheit, Feindbilder, Versöhnung auslöste.
Es konnte tatsächlich eine Uniform besorgt werden. Die Frauen schickten kleine Stoffteile dieser tatsächlich getragenen, zerschnittenen Uniform in den Freundes- und Bekanntenkreises mit der Bitte, sie individuell umzugestalten, zu verwandeln. Dabei sollte im Vordergrund stehen, sich Gedanken über Konflikte, Krieg, Versöhnung und Frieden zu machen und diese Gedanken in die Gestaltung des Uniformstoffstückes einfließen zu lassen. Die Aktion zog weite Kreise, mehr als 60 Menschen zwischen 12 und 85 Jahren gestalteten und veränderten ein Stück Stoff und schrieben teilweise auch Texte dazu. Eine beeindruckende Vielfalt in der Gestaltung kam zusammen! Eine Gruppe von Frauen um Alma Fokken setze diese Stoffstücke zu 3 großen Quilts zusammen, die nun im Antikriegshaus zu sehen sein werden. Dazu Alma Fokken: „Diese Decken hätten so nie im Alleingang entstehen können. Die Unterschiedlichkeit machen sie aus, die verbundene Vielfalt, deren einzelne Teile jeweils eine Geschichte erzählen.“
Die Ausstellung ist bis zum 29. Mai im Antikriegshaus zu sehen.
Die Ausstellung kann Mo (außer Ostern), Mi und Fr (außer Karfreitag) zwischen 10.00 und 16.30 Uhr besucht werden, davon abweichend auch nach voriger Terminabsprache. Gruppen werden um vorherige Anmeldung unter 05175/5738 oder unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! gebeten. Der Eintritt ist frei.
Pressebericht zur Ausstellungseröffnung Crazy Quilts
Das Antikriegshaus ist am 27. Januar Teil einer bundesweiten Aktion zum Gedenktag für die Opfer der NS- Gewaltherrschaft.
Die aktuelle „Dunkelheit" durch Querdenken-Demonstrationen, Verschwörungsmythen, rechtsextreme Netzwerke, Antisemitismus, Antiziganismus und Alltagsrassismus zeigt uns die bleibende Notwendigkeit der Erinnerungsarbeit. Darauf soll gemeinsam mit vielen Erinnerungsorten in Deutschland hingewiesen werden, indem die Akteur*innen der Erinnerungskultur „ihre" Orte mit Einbruch der Dunkelheit am Abend des Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust beleuchten.
Die Initiative zu der Aktion geht vom Haus der Wannsee-Konferenz, der Stiftung Niedersächsische Gedenkstätten und der Stiftung Topographie des Terrors aus. In diesem Jahr ist das Gedenkstättenreferat der Stiftung Topographie des Terrors für die Umsetzung zuständig.
Mit der Aktion möchten die Gedenkstätten und erinnerungskulturelle Einrichtungen einen Beitrag zu einem differenzierten Bild der nationalsozialistischen Verfolgung schaffen. Die Auseinandersetzung mit der NS-Zeit ist nach wie vor von großer Bedeutung für unsere Gegenwart. Hierfür gibt es viele Beispiele: Verschwörungstheorien mit Bezug auf die NS-Zeit im Zusammenhang mit der Querdenkerbewegung, antisemitische, rassistische, fremdenfeindliche und antidemokratische Äußerungen und Taten, bei denen ebenfalls Bezüge zur Geschichte hergestellt werden.
Für das Antikriegshaus ist die Erinnerungsarbeit ein konstituierendes Element seiner Arbeit. Insofern ist auch eine Veranstaltung zum Shoah-Gedenktag 27. Januar, dem Jahrestag der Befreiung von Auschwitz durch die Rote Armee 1945, seit 25 Jahren ein fester Termin im Jahresprogramm. Thematisch wechseln sich dabei Begegnungen mit Zeitzeugen und Überlebenden der Shoah ab mit Vortragsveranstaltungen und Diskussionen über Antisemitismus, Geschichte der Konzentrationslager, und Fragen der Erinnerungskultur, speziell der Arbeit in Gedenkstätten. Für dieses Jahr war vorgesehen, die im Januar 2021 ausgefallene Aufführung des odos-Theaters "Ich lebe doch noch! - Die Geschichte der Hanna Mandelbaum" nachzuholen. Pandemiebedingt wurde diese Aufführung erneut verlegt, nunmehr auf den 24. April. So wurde gerne die Anregung angenommen, sich an der bundesweiten Lichtaktion zu beteiligen.
Zentrales Element wird dabei in Sievershausen das DankMal für gelebte Menschlichkeit sein, mit dem 1989 durch die Künstlerin Margot Garutti dem Gedenken an die Opfer der nationalistischen Gewaltherrschaft eine Erinnerung an jene Menschen zur Seite gestellt wurde, die Verfolgten in dieser Zeit geholfen haben.
Die Illumination wird bis 21 Uhr zu sehen sein.