Man muss nicht unbedingt seinen Mann stehen, man kann auch seine Frau stehen!

Finissage der Ausstellung „Frauen im Widerstand gegen das NS-Regime“ mit Lesung über die
Widerstandskämpferin Else Zimmermann

Eine Lesung über die Widerstandskämpferin und erste Landrätin der Bundesrepublik Else Zimmermann soll die Ausstellung „Nichts war vergeblich – Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus“ abrunden, die gegenwärtig im Rathaus gezeigt wird. Die Finissage am Montag, 27. Februar 2023, um 19:30 Uhr, ist eine Initiative der Nienburger Gleichstellungsbeauftragten, Editha Schwohl-Masberg, in Kooperation mit dem Arbeitskreis Gedenken und der Bücherbutze.

Else Zimmermann wurde als Else Schoenen 1907 in Mönchengladbach geboren. Mit 16 wurde sie Gewerkschaftsmitglied und lernte bei einer gewerkschaftlichen Veranstaltung im Gladbacher „Bunten Haus“ den Kommunisten Theodor Zimmermann kennen. Die beiden heirateten und zogen nach Bielefeld, um dort am Aufbau der sozialistischen Genossenschaftssiedlung „Freie Scholle“, heute eine der größten Wohnungsbaugenossenschaften Ostwestfalens, mitzuwirken. Nach der Geburt einer Tochter 1928 setzte Else Zimmermann ihr politisches Engagement fort und wurde in der kommunistischen Frauenbewegung aktiv. Im März 1933 wurde die 26jährige für die KPD in den Bielefelder Stadtrat gewählt, konnte aber infolge der Machtübernahme der Nazis das Mandat nicht annehmen und musste untertauchen. Im Untergrund sammelte sie für die Gefangenenorganisation „Rote Hilfe“ und verfasste Schriften gegen den Nationalsozialismus. Während eines illegalen Treffens in Köln verhaftet, wurde sie 1935 zu einer mehrjährigen Zuchthausstrafe verurteilt. Nach ihrer Entlassung enthielt sie sich gemeinsam mit ihrem Mann der weiteren politischen Tätigkeit und überlebte so die NS-Zeit. 1945 ging sie erneut in die Kommunalpolitik, war zunächst Mitglied der KPD-Fraktion in Brackwede, wechselte dann zur SPD und wurde Kreistagsmitglied sowie von 1954 bis 1961 Landtagsabgeordnete und von 1961 bis 1965 Mitglied des Bundestages. Am 25. Oktober 1963 wurde sie vom Bielefelder Kreistag zur ersten Landrätin in Deutschland gewählt.

„Man muss nicht unbedingt seinen Mann stehen, man kann auch seine Frau stehen!“, hat Else
Zimmermann einmal ihre Lebensauffassung charakterisiert. Leben und Verdienste der emanzipierten
Demokratin sollen bei der Finissage am 27. Februar gewürdigt werden. Dazu liest Ludger Schwabe aus dem Buch „Else Zimmermann – Widerstandskämpferin und erste Landrätin der Bundesrepublik“ der Bielefelder Frauen-Biografin Hiltrud Böcker-Lönnendonker. Eingerahmt wird die Lesung durch Aufzeichnungen persönlicher Erinnerungen von Else Zimmermanns Tochter Ilse Heldt sowie ihrer Enkelinnen Petra Heldt Bertrand und Karin Heldt. Nach der Lesung besteht noch die Möglichkeit zur Besichtigung der Ausstellung; der Eintritt ist frei.

 

 

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