Unter der Leitung von Klaus-Peter Großmann, viele Jahre lang Vorsitzender der Dokumentationsstätte zu Kriegsgeschehen und über Friedensarbeit Sievershausen, kommt einmal mehr das Literarische Quintett aus Uetze in das Antikriegshaus. Dazu gehören dieses Mal Christine Eichenberg, Annalena Pätzold, Thomas Stolze und Leon Fauth. Den musikalischen Akzent setzt Harald Katzsch-Duprée (Gitarre und Gesang).
Anlass der Lesung ist der 80. Jahrestag der nationalsozialistischen Bücherverbrennung am 10. Mai 1933. Zu den 'verbrannten Dichtern' zählte auch die junge Dichterin Mascha Kaléko. In Galizien unter dem Namen Golda Mascha Aufen als nichteheliche Tochter eines jüdischen Russen und einer jüdischen Österreicherin geboren, durchlebte Mascha Kaléko im Scheunenviertel der Spandauer Vorstadt in Berlin ihre Jugendzeit und fand sich schließlich in der Avantgarde-Szene des Romanischen Cafés wieder. Ihre Gedichte spiegeln die Berliner Atmosphäre am Ende der 1920er Jahre und zur Zeit der Machtübergabe an den Faschismus wider. Ihre erste eigene Veröffentlichung „Das lyrische Stenogrammheft“ vom Januar 1933 fiel wenig später am 10. Mai der nationalsozialistischen Bücherverbrennung zum Opfer. Allerdings legte der Rowohlt-Verlag im Jahr 1935 das Buch neu auf. Eine weitere Auflage erschien nach dem Krieg im Jahr 1956.
Mascha Kaléko gilt als die einzige relevante weibliche Vertreterin der Neuen Sachlichkeit, was ihr u.a. einen Ruf als „weiblicher Erich Kästner“ eintrug. Ihre Werke schildern in heiter-melancholischem Ton die Lebenswelten der ‚kleinen Leute‘. Mascha Kaléko floh 1938 vor der Verfolgung durch die Nazis in die USA und lebte später in Jerusalem. Ihre geplante Rückkehr nach Berlin 1975 fand nicht mehr statt, sie starb im gleichen Jahr an einer Krebserkrankung.