Elvin Hülser für die Junge Kirche:
Verschwörungsdenken - Weltdeutung im Zeichen der Schuld
Demonstranten tragen Fotomontagen Angela Merkeis, Karl Lauterbachs, Christian Drostens oder der Journalistin Dunja Hayalis in Sträflingskleidung und mit dem Stempel "SCHULDIG" vor sich her. So vielfach gesehen auf sog. "Querdenker"-Demonstrationen und bei Corona-Protesten.Vertreter aus Politik,Wissenschaft und Medien werden zu "Schuldigen" im Range von Schwerkriminellen erklärt, der Protest richtet sich gegen "die Eliten", gegen eine angeblich korrupte Wissenschaft und "Big Pharma", gegen eine als "System-" oder "Lügen presse" herabgewürdigte Medienlandschaft, der per se Falschinformation und Propaganda unterstellt wird. Mit anderen Worten wird die Schuldfrage eingelagert in die Behauptung einer umfassenden Verschwörung.
Bausteine von Verschwörungstheorien Behauptet wird die Existenz von Verschwörern, die absichtsvoll handeln und die die Macht haben, die Dinge in ihrem Sinne zu beeinflussen und dabei unerkannt zu bleiben. Sie tun dies zum Schaden Dritter (bspw. einer Bevölkerungsgruppe oder des Volkes). Das bedeutet gleichzeitig, dass Dinge und Ereignisse nicht zufällen unterliegen, sondern stets von jemandem beabsichtigt sind. Aus dieser Tendenz zur Personalisierung folgt, dass mit schuldzuschreibungen im Zusammenhang der Erklärung politischer und gesellschaftlicher Ereignisse operiert wird.
Worin besteht nun aber die "schuld" der "im Namen des Volkes" angeklagten? Darin, Corona als Pandemie und Krankheitserreger ernst zu nehmen und im Modus von Versuch und Irrtum sowie unter Abwägung von Gesundheitsrisiken gegenüber anderen Zielen einen Maßnahmenweg durch die Pandemie zu versuchen? Nein, um Verantwortung in diesem Sinne geht es diesen Demonstranten eher nicht. Es geht tatsächlich um den normativ und emotional aufgeladenen Begriff der persönlichen Schuld. Im Verständnis der Querdenker und Coronaleugner wird der Schuldbegriff zu einem absoluten Begriff und damit auch zu einer (politischen) Waffe. Es ist als solcher ein verschwörungstheoretisch geprägter schuldbegriff, nicht ein ethisch geprägter, da er sich auf Abwägungen in den Graubereichen menschlichen Handeins gar nicht erst einlässt. Er fällt moralische Urteile wie mit dem Fallbeil und zeugt von der Radikalisierung des Denkens derer, die ihn verwenden. Dieses verschwörungstheoretische schuldverständnis unterstellt stets absichtsvolles Handeln und führt alle Ereignisse und Begebenheiten von Bedeutung auf das intendierte Handeln machtvoller Akteure zurück: Die Welt, in der wir leben, ist eine Welt ohne Zufälle. Sie ist von diesen Verschwörern gewollt - in diesem Sinne sind sie Schuldige und Kriminelle.








Das MauerMahnMal besteht aus drei Teilen der Berliner Mauer, die 1991 auf dem Gelände zwischen St. Martinskirche und Antikriegshaus aufgestellt wurden. Die einzelnen Elemente verbinden sich jedoch nicht mehr wie ehedem zu einer geschlossenen Mauer, sondern sind zu einem durchlässigen Kreis gruppiert worden.
Das zentrale Bauelement des Denkmals ist eine Mauer, die genau auf der Grenze zwischen dem ehemaligen Friedhof und dem früheren Pfarrgarten steht. Die Mauer zeigt dem Betrachter zwei gegensätzlich gestaltete Seiten. Die Seite zum ehemaligen Friedhof hin besteht aus einer grauen Betonwand. In die Wand ist ein Paar eiserner Fesseln eingelassen. Der Vorplatz ist gleichfalls betoniert. Die Mauerseite zum Pfarrgarten hin ist dagegen aus rotbraunen Ziegelsteinen errichtet. An einer Stelle ist die Mauer durchbrochen. Der Durchbruch zeigt die Umrisse eines Menschen.
Die Vorderseite des Denkmals erinnert an einen Exekutionsplatz. Sie symbolisiert Kälte, Härte, Gewalt, Zwang und gewaltsames Töten. Die Rückseite versucht, Leben und Wärme auszudrücken. Der Durchbruch von der einen zur anderen Seite ist eng – mühe- und gefahrvoll, nur mit hohem persönlichen Einsatz zu leisten Das Denkmal ist ein Hinweis auf Menschen, die bis in die Gegenwart hinein die Teilnahme an jeder Form des Kriegsgeschehens verweigern und dafür Schmähung, Verfolgung, selbst Tod zu erdulden bereit sind.







