„Morgens, als es noch dunkel war, ging es los. Das Boot war aus Plastik, es war sehr klein und es war sehr eng. Das Meer war ruhig. Es standen nur Sterne am Himmel. Alle im Boot waren krank. Ich hatte Schmerzen im Bauch. Bei anderen sah ich, dass man sie überall geschlagen hatte. Wir fuhren einfach raus, immer weiter auf das Meer. Aber unser kleines Boot war schlecht, es brach immer weiter auseinander.” Rachida kommt aus Togo. Sie spricht Deutsch, gelegentlich fällt sie ins Französische. Wenn sie erzählt, sprechen ihre Hände mit und illustrieren ihre Worte. “Mein Mann und ich haben in Benin gelebt. Da gab es Arbeit für uns. In Togo sind alle Menschen arm. Dann wollte mein Mann nach Europa, ich bin ihm später gefolgt. In Algerien habe ich sechs Monate gearbeitet, bis ich genug Geld hatte. Mit einem kleinen Bus fuhr ich nach Libyen. Mein Geld wurde mir sofort weggenommen und später warf man mich in ein Gefängnis. Alle wurden hier geschlagen. Mir traten die Männer in den Bauch. Ich wurde sehr krank. Ein Mann aus Benin gab Geld, das reichte für mich und zwei andere Frauen. Das war ein guter Mann – er half und wollte nichts dafür haben.” Als es um ihre Schmerzen geht, hält sich Rachida beide Hände schützend vor ihren Bauch. Das Boot, mit dem sie Libyen verlassen hat, zeichnet sie mit beiden Händen in die Luft. Es war nicht groß, und es war eng zwischen den vielen Menschen.
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