„Morgens, als es noch dunkel war, ging es los. Das Boot war aus Plastik, es war sehr klein und es war sehr eng. Das Meer war ruhig. Es standen nur Sterne am Himmel. Alle im Boot waren krank. Ich hatte Schmerzen im Bauch. Bei anderen sah ich, dass man sie überall geschlagen hatte. Wir fuhren einfach raus, immer weiter auf das Meer. Aber unser kleines Boot war schlecht, es brach immer weiter auseinander.”

Rachida kommt aus Togo. Sie spricht Deutsch, gelegentlich fällt sie ins Französische. Wenn sie erzählt, sprechen ihre Hände mit und illustrieren ihre Worte.

“Mein Mann und ich haben in Benin gelebt. Da gab es Arbeit für uns. In Togo sind alle Menschen arm. Dann wollte mein Mann nach Europa, ich bin ihm später gefolgt. In Algerien habe ich sechs Monate gearbeitet, bis ich genug Geld hatte. Mit einem kleinen Bus fuhr ich nach Libyen. Mein Geld wurde mir sofort weggenommen und später warf man mich in ein Gefängnis. Alle wurden hier geschlagen. Mir traten die Männer in den Bauch. Ich wurde sehr krank. Ein Mann aus Benin gab Geld, das reichte für mich und zwei andere Frauen. Das war ein guter Mann – er half und wollte nichts dafür haben.”

Als es um ihre Schmerzen geht, hält sich Rachida beide Hände schützend vor ihren Bauch. Das Boot, mit dem sie Libyen verlassen hat, zeichnet sie mit beiden Händen in die Luft. Es war nicht groß, und es war eng zwischen den vielen Menschen.

 
Eine Frau nach ihrer Rettung aus Seenot. Foto: Hugo Le Beller / Sea-Eye

“Die Sonne stieg auf und als sie hoch stand, tauchte ein Schiff auf. Man rief uns etwas zu, legte einen Steg, dann griffen sie nach unseren Armen, zogen uns auf das Schiff. Unser kleines Boot war jetzt ganz kaputt. Wir wären alle ertrunken. In Italien brachte mich ein Krankenwagen in die Klinik. Ich wurde operiert. Man hat da etwas herausgenommen, das kam von den Tritten im Gefängnis. Ich wurde gesund. Heute bin ich hier und habe zwei Kinder.“

 

Wenn wir über Seenotrettung auf dem Mittelmeer berichten, geht es oft um die Toten. Um jene Menschen, die ertrunken sind, weil ihre Boote auseinanderbrachen oder sanken. Weil kein Schiff in der Nähe war. Weil Küstenwachen nicht oder zu langsam reagierten. 

Diesem Schmerz und der Trauer steht die Hoffnung der Überlebenden gegenüber. Als breites Bündnis unterstützen wir die zivile Seenotrettung – damit das Leben weitergeht. Wir schicken Schiffe und retten gemeinsam, damit Menschen wie Rachida ihre Geschichte erzählen können.

Jedes Überleben, jedes Menschenleben zählt. Bitte hilf mit einer Spende, damit wir weiter #gemeinsamretten können!

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OBEN

START

Unser Bündnisschiff SEA-EYE 4 wieder im Rettungseinsatz – mit Unterstützung durch unser gemeinsames Bündnis! Weil Kosten gestiegen sind und unser Partner Sea-Eye e.V. weniger Spenden erhalten hat als nötig wären, drohte der letzte Einsatz in diesem Jahr zu scheitern. #GemeinsamRetten bedeutet in diesem Fall: schnell auszuhelfen und dafür zu sorgen, dass unser Bündnisschiff auslaufen kann – und in diesen Tagen Leben rettet!

 

Unsere Überzeugung ist: Hinsehen und helfen! Deswegen ermöglichen wir unbürokratisch Rettungseinsätze und Hilfsprojekte, auf See und an Land – überall dort, wo Menschen entlang der EU-Außengrenze um ihr Überleben kämpfen. Dein Engagement macht das möglich! Denn es sind Menschen wie Du, die mit Spenden, kreativen Aktionen oder als Fördermitglied helfen, dass wir gemeinsam Leben retten. Für all diese Unterstützung in den vergangenen Jahren möchten wir Dir herzlich danken!

Zusammen haben wir bereits viel geschafft. Drei Bündnisschiffe sind mit dem gemeinsamen Auftrag im Einsatz, Leben zu retten: Humanity 1, SEA-EYE 4 und bald die Sea-Watch 5. Und alleine in diesem Jahr haben wir die Arbeit von zwölf Partnerorganisationen gefördert. Wir haben geholfen, Rettungsschiffe zu reparieren, umzubauen und mit notwendigem Rettungsgerät auszustatten. Und auch an Land, auf der Balkanroute, haben wir medizinische Nothilfe unterstützt und lebensrettende Winterhilfe ermöglicht. Denn: Man lässt keine Menschen erfrieren. Punkt.
Das Jahr 2022 war geprägt von Krieg und Krisen. Für viele Menschen sind es sorgenvolle Zeiten. Das hat dazu beigetragen, dass das Sterben im Mittelmeer oft unsichtbar wurde. Umso wichtiger ist, dass wir gemeinsam aufmerksam bleiben. Wir sehen hin, wo die europäische Grenzpolitik das Sterben von Menschen in Kauf nimmt. Gemeinsam schenken wir Aufmerksamkeit, wo andere wegsehen.

Schenke auch Du Aufmerksamkeit zu Weihnachten: Mit einer Spende an United4Rescue!

"Mama, ich bin durstig", waren die letzten Worte der vierjährigen Loujin aus Syrien. Sie starb Anfang September entkräftet und dehydriert auf dem Weg ins Krankenhaus, nachdem die maltesischen Behörden die Notrufe des Flüchtlingsboots tagelang ignoriert hatten. Nur wenig später verdursteten drei weitere Kinder und drei Erwachsene auf einem anderen Boot vor Sizilien.

Die EU-Mitgliedsstaaten lassen weiter schutzsuchende Menschen an ihrer Außengrenze sterben. Und mit dem Sieg der Allianz um die rechtsradikale Partei Fratelli d'Italia (Brüder Italiens) ist auf dem Mittelmeer kein Ende der tödlichen Abschottungspolitik in Sicht. Mehr denn je kommt es auf die solidarische Zivilgesellschaft an. Auf uns! Deshalb planen wir jetzt das nächste große Ding: Gemeinsam mit Sea-Watch und vielen Unterstützer:innen schicken wir ein neues, drittes Bündnisschiff für die Seenotrettung ins Mittelmeer – die Sea-Watch 5! Ein weiteres Schiff von uns allen, die dem Sterben im Meer nicht tatenlos zusehen wollen.

Schon in wenigen Monaten soll die Sea-Watch 5 zu ihrem ersten Rettungseinsatz auslaufen. Das ist ein straffer Zeitplan. Noch ist das Schiff nicht vollständig finanziert. Bitte hilf mit einer Spende – gemeinsam kaufen wir ein Schiff!

Jetzt für das dritte Bündnisschiff spenden

Seit Ende 2019 ist United4Rescue das Bündnis für die zivile Seenotrettung. Und eine Erfolgsgeschichte: Gemeinsam haben wir bereits zwei Rettungsschiffe in den Einsatz geschickt und viele Rettungsmissionen unterstützt. Zusammen konnten wir bereits mehrere tausend Menschenleben aus Seenot retten.

Fast täglich gibt es auf dem Mittelmeer tödliche Bootsunglücke, Notrufe werden ignoriert und zivile Retter:innen systematisch behindert. Doch davon lassen wir uns nicht entmutigen. Italien setzt Rettungsschiffe fest – Seenotretter:innen klagen und bekommen vor dem Europäischen Gerichtshof Recht. Europa setzt auf illegale Pullbacks durch libysche Milizen – wir machen die Menschenrechtsverletzungen öffentlich. Flüchtende verdursten und ertrinken auf dem Meer – wir schicken Schiffe und retten Leben.

 

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 Der Friedensort
Antikriegshaus Sievershausen 
ist ein anerkannter Friedensort
der 
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