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„Erzähl mir vom Frieden“
Ökumenische FriedensDekade legt Motto für 2024 fest
Bonn/Frankfurt/Fulda, 29. November 2023.
Auf seiner Sitzung in Fulda hat das Gesprächsforum der Ökumenischen FriedensDekade das Motto für das kommende Jahr festgelegt. Es lautet: „Erzähl mir vom Frieden“. Im gesamten Bundesgebiet werden vom 10.- 20. November 2024 unter diesem Motto mehrere tausend Gottesdienste, Friedensgebete und Informationsveranstaltungen angeboten.
Mit dem Motto „Erzähl mir vom Frieden“ rücken die Trägerorganisationen positive Erzählungen von friedenstiftenden Initiativen in den Vordergrund. In einer Welt von derzeit 21 Kriegen, etwa in Israel/Palästina und in der Ukraine, deren Folgen für Menschen, Umwelt und den Weltfrieden verheerend sind, möchte die FriedensDekade das mehr und mehr vorherrschende Gefühl vieler Menschen aufgreifen, Frieden sei eine Illusion und nur mit Waffen und gewaltsamen Mitteln zu erreichen. „Es gibt sie, die positiven Geschichten von Menschen, Initiativen und Organisationen, die trotz Krieg und Gewalt mit gewaltfreien Mitteln für den Frieden eintreten und Wege der Versöhnung finden“, so Jan Gildemeister, Vorsitzender der Ökumenischen FriedensDekade e. V.
Dem Übermaß an negativer Berichterstattung, die von vielen als Überforderung empfunden werde, will die Ökumenische FriedensDekade mutmachende Geschichten sowohl aus Konfliktregionen als auch aus dem gesellschaftlichen wie nachbarschaftlichen Umfeld bei uns in Deutschland entgegenstellen. „Wir müssen nicht kriegstüchtig, sondern in erster Linie friedenstüchtig werden“, waren sich die Mitglieder des Gesprächsforums der Ökumenischen FriedensDekade in Fulda einig. Dazu gehöre auch, sich als gläubige Menschen dagegen zu verwahren, wenn der Name Gottes missbraucht wird, um Gewalt zu legitimieren.
Christinnen und Christen müssten sich jedweder Form von Feindbildern widersetzen und der Sehnsucht der Menschen nach Frieden und Gerechtigkeit Gehör verschaffen. „Uns geht es darum, unter dem Motto „Erzähl mir vom Frieden“ an die biblische Hoffnung auf ein gerechtes Leben für alle zu erinnern, auch in schwierigen Zeiten, in denen pazifistische Positionen kaum noch wahrgenommen, ja sogar verunglimpft werden. Die FriedensDekade will Hoffnungsbilder unter die Menschen bringen, will Anregungen geben, Polarisierungen überwinden und Feindbilder in Frage stellen“, betont Jan Gildemeister.
Als biblische Bezugsquellen zum Jahresmotto wurden aus dem Kapitel 33 des Buches Genesis (AT) die Verse 1-20 und aus Kapitel 26 des Matthäus-Evangelium (NT) die Verse 47-52 ausgewählt.
Wie in den Jahren zuvor lädt die Ökumenische FriedensDekade in den kommenden Wochen Grafiker*innen, Agenturen sowie kreative Menschen zur Teilnahme an einem Plakatwettbewerb ein, mit dem das Jahresmotto „Erzähl mir vom Frieden“ gestalterisch umgesetzt werden soll. Das ausgewählte Motiv wird ab März kommenden Jahres als zentrales visuelles Element sowohl als Plakat als auch auf allen Bildungs- und Aktionsmaterialien eingesetzt.
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Unter dem Motto „Zusammen:Halt“ haben zwischen dem 6. und 16. November im Rahmen der Ökumenischen FriedensDekade bundesweit mehrere Tausend Gottesdienste, Friedensgebete und Informationsveranstaltungen stattgefunden. Elvin Hülser vom Antikriegshaus Sievershausen und Felix Paul, Referent für Friedensarbeit im Haus kirchlicher Dienste blicken in einem Doppelinterview zurück.
Herr Paul, Herr Hülser, wie ist die Stimmung in den Gemeinden bezüglich der Friedensethik und der damit verbundenen Themen?
FP: Es werden viele Fragen gestellt und einhellig ist die Meinung, dass die Friedensethik eine gewisse Überarbeitung braucht. Auf der Suche nach einer Orientierung in den derzeitigen Krisen wünschen sich viele eine Vorreiterrolle der Kirche. Politischer zu sein, engagierter und auch offener. Aus den unterschiedlichen Positionen innerhalb unserer Kirche folgt in einigen Fällen Resignation, allerdings verspüren viele Menschen einen Handlungswunsch. Sie wollen aktiv werden, helfen und verstehen. Das ist sehr bewegend.
EH: Gleichzeitig ist ein Wunsch nach einer Friedensperspektive zu spüren: Die Menschen sagen zu Recht, dass die momentane Kriegssituation doch nicht ewig so weitergehen könne und fragen danach, was man praktisch jetzt und in Zukunft dafür tun könne, um Konflikte friedlich auszutragen. Die Diskussion der Voraussetzungen für Verhandlungslösungen und die Frage, wie diese zu befördern sind, nimmt in den Veranstaltungen breiten Raum ein.
Wo sind die Fragen am drängendsten?
EH: Es stehen hier mehrere Fragen im Raum: Die nach der Zukunft einer regelbasierten internationalen Ordnung, die sich auf Völkerrecht und Menschenrechte stützt. Die Frage nach der zukünftigen Rolle Chinas im internationalen System. Und schließlich die große Sorge, angesichts der eminenten Herausforderungen des Klimawandels und der notwendigen Weichenstellungen in der globalen Klimapolitik zu versagen, wenn sich die Welt in geopolitischen Konfrontationen zerstreitet.
FP: Die Antworten darauf werden natürlich nicht zufriedenstellend gefunden. Es ist schwierig etwas vorherzusagen, oder auch nur die Hoffnung auf ein baldiges Ende zu schüren. Allerdings wirkt es schon hilfreich sich darüber im Gespräch zu befinden. Ideen zu jonglieren und nicht allein gelassen zu werden mit den Fragen.
Was nehmen Sie aus den Gesprächen und Diskussionen mit?
FP: Die Menschen haben eine hohe Motivation ins Handeln zu kommen. Das fängt bei Abendveranstaltungen an und zieht sich bis hin zu Überlegungen internationaler Friedensmärsche. Wir schätzen diesen Geist, diese Motivation zum Handeln sehr. Das bestärkt uns in unserer täglichen Arbeit. Zudem helfen uns die Gespräche beim Sortieren und wir finden neue Ansätze für unsere Arbeit für Frieden. Im engen Austausch mit den Friedensorten können wir so unsere Arbeit schärfen und die Bedürfnisse der Menschen in unserer Landeskirche besser berücksichtigen.
EH: Es ist also einerseits das Ausmaß an Sorge über die Entwicklungen, das ja gleichzeitig ein großes Interesse und Verantwortungsgefühl spiegelt. Andererseits aber auch einen Wunsch, politische und gesellschaftliche Alternativen zu entwickeln, um Dinge positiv zu verändern. Außerdem sind die Menschen zu viel mehr Differenzierung in der Lage, als es die zeitgeistige Forderung, sich möglichst einfacher und eingängiger „Erzählungen“ in den politischen und gesellschaftlichen Debatten zu bedienen, nahelegt. Das empfinde ich als ermutigend.
Gab es auch hoffnungsvolle Nachrichten?
EH: Es ist dieses große Interesse für die großen Themen und für das Kleine im Großen gleichermaßen, das mich hoffnungsvoll stimmt. Zudem gibt es vielleicht eine Bereitschaft, auch selbstkritisch die deutsche und europäische Verantwortung für regionale und globale Friedensordnungen und globale Herausforderungen wie die Klimakrise zu reflektieren und auch in der Nord-Süd-Perspektive diese internationale Ordnung weiterzuentwickeln. Hierzu sollte die Politik auch von den Kirchen und den Menschen in ihnen ermutigt werden. Dann bekommen wir vielleicht tatsächlich eine Zeitenwende, die den Namen verdient.
FP: Das Engagement ist groß, die Potentiale noch größer. Ich persönlich möchte mich bei allen Haupt- und Ehrenamtlichen bedanken für ihre Arbeit. Es tut gut auch mal nachzuschauen was alles umgesetzt, organisiert und veranstaltet wird. Das gibt Mut und Zuversicht, dass unsere Gesellschaft sich in Zukunft vermehrt mit den Themen Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Schöpfung, beschäftigen wird.