Friedenspreis geht an die Hilfsorganisation AMICA e.V. (Freiburg) für ihre Arbeit mit durch Krieg und Flucht traumatisierte Menschen
Der mit 5.000 Euro dotierte Friedenspreis, der seit 1988 alle zwei Jahre von der Dokumentationsstätte zu Kriegsgeschehen und über Friedensarbeit Sievershausen (Antikriegshaus) und der Stiftung Frieden ist ein Menschenrecht vergeben wird, geht in diesem Jahr an die Organisation AMICA e.V. aus Freiburg. Geehrt wird ein engagiertes Eintreten für Frauen und Mädchen, die in Kriegs- und Konfliktgebieten unter Traumata leiden und darin unterstützt werden, diese zu verarbeiten und wieder ein selbstbestimmtes Leben zu führen.
In einer Zeit, in der so viel von Flüchtlingen und Fluchtursachen, aber so wenig vom Leid der betroffenen Menschen die Rede ist und in der (in der Politik) Abwehr und Abschottung mehr zählt als Humanität und konsequente Hilfe, ist es umso dringender notwendig, Menschen und Organisationen zu stärken, die sich der betroffenen Menschen annehmen, Alternativen anbieten und mit Leben füllen.
Eine siebenköpfige Jury, in der neben drei VertreterInnen des Antikriegshauses auch der ehemalige Auslandsbischof der EKD Martin Schindehütte und Traumaarbeiter aus der Zivilgesellschaft saßen, hat in den letzten Wochen über beeindruckende Bewerbungen zu entscheiden gehabt und sich nach langer Diskussion für die Freiburger Hilfsorganisation AMICA e.V. ausgesprochen. Die Jury ist sich bewusst, dass auch die anderen Bewerber eine sehr engagierte Arbeit leisten und möchte dafür ihren Respekt und großen Dank aussprechen.
AMICA begann ihre Arbeit 1993 in Bosnien-Herzegowina mit der Unterstützung der therapeutischen und medizinischen Hilfe für Opfer sexualisierter Gewalt und der Organisation von „Ferien vom Krieg“ für Kinder. Heute ist AMICA in Bosnien, Kosovo, Libanon und Libyen aktiv. Zu den Kernaufgaben gehören die psychosoziale Arbeit mit Traumatisierten, medizinische Versorgung, Rechtsberatung, Maßnahmen zur Existenzsicherung sowie Projekte zu Chancengleichheit, Frieden und Versöhnung. AMICA befähigt dabei Frauenorganisationen in den Arbeitsregionen, nachhaltige Strukturen zur Unterstützung von Frauen aufzubauen, die Opfer von Gewalt wurden.
Darüber hinaus will die Jury mit der Preisvergabe an AMICA darauf hinweisen, dass Frauen und Kinder am schwersten unter (meist männlicher) Gewalt in Kriegs- und Krisengebieten zu leiden haben und dass Frauen andererseits diejenigen sind, die in einer Gesellschaft oder Gemeinschaft sehr viel für den Frieden und einen friedlichen Alltag leisten. Frauen in dieser Situation dadurch zu helfen, dass sie durch ein stabilisierendes Umfeld neue Stärke und Selbstbewusstsein gewinnen, ist eine enorm wichtige, friedensbildende Aufgabe, der sich AMICA mit viel Leidenschaft verschrieben hat. „Dies wollen wir mit dem Preis anerkennen und ermutigen“, so Berndt Waltje vom Vorstand des Antikriegshauses.
Die Ehrung selbst wird am Sonnabend, dem 10. Dezember 2016 – am Tag der Menschenrechte – um 16:00 Uhr in einer Feierstunde im Antikriegshaus Sievershausen begangen.